
Wer in den 1970er Jahren in Österreich lernen wollte, realistisch zu malen, musste an die Wiener Kunstakademie zu Rudolf Hausner. Der Meister vertrat eine Gegenströmung zur Kunst der Nachkriegsjahre, in denen die Abstraktion das Kunstgeschehen dominiert hatte.
Die Ausstellung „Wiener Wirklichkeiten. Realistische Malerei aus der Meisterklasse Rudolf Hausner“ auf Schloss Achberg am Bodensee (15.4. bis 9. Juli 2023) zeigt die Arbeiten der Meisterschüler*innen, die sich bis heute mit der Darstellung von Wirklichkeit beschäftigen und diese zugleich hinterfragen. Darunter auch Künstler, wie Friedrich Hechelmann aus Isny, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag feiert und Matthias Holländer aus Allensbach. Die Schaffenswege dieser Künstlerpersönlichkeiten werden in der Ausstellung ebenso beleuchtet wie die kollegialen und freundschaftlichen Beziehungen der ehemaligen Kommilitonen.
Neben Profilierung und Vervollkommnung war es der Austausch untereinander beim gemeinsamen Arbeiten im Malsaal in Wien oder auch beim Zusammensein in Studentenwohnungen und Lokalen, der das Studium prägte. Viele von Hausners Studierenden vernetzten sich zu Gruppen und stellten gemeinsam aus. Gemeinsame Inspirationen und gegenseitige Bereicherungen können in motivischen Anklängen und einzelnen thematischen Überschneidungen der Bildwelten entdeckt werden. Die stilistische und thematische Vielfalt der realistischen Positionen ist das besondere an Rudolf Hausners Meisterklasse. Als Lehrer vertrat er eine freie Pädagogik, die die Studierenden und deren Interessen zum Prinzip des Unterrichts erhob. Hausner war 1968 dem Ruf an die Akademie der Bildenden Künste in seiner Heimatstadt Wien gefolgt, wo er bis 1985 eine Meisterklasse für Malerei unterrichtete. Sein Lehrprinzip bestand darin, dass er in die Projekte seiner Studierenden nicht eingriff, sondern sie gerade dort bestärkte, wo er ihr ureigenes Potential sah. Rudolf Hausner hatte ein Auge für künstlerische Begabungen, die er oft bereits im Aufnahmeverfahren erkannte. Während des Studiums entwickelten die Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Handschriften weiter. Bis heute sind sie unverkennbar geblieben. In den kompakten Werküberblicken in der Ausstellung wird dies greifbar.



15. April – 9. Juli 2023
Weitere Informationen unter www.schloss-achberg.de.