»Anti-Fashion«

Vom 21. April bis zum 10. September widmet sich die Staatsgalerie Stuttgart den Werken Cindy Shermans von einem neuen Blickwinkel aus. Im Fokus der Werkschau »Anti-Fashion« steht die enge Beziehung der Fotografien Shermans zur Haute Couture.

In ihren aufwendig inszenierten Porträts schlüpft die US-amerikanische Künstlerin in immer wieder neue Rollen. Sie ist dabei sowohl Fotografin, Stylistin, als auch Model.
Die von Dr. Alessandra Nappo kuratierte Ausstellung beleuchtet den pointierten Einsatz von Kleidung in Shermans Werken und wie die Künstlerin so das ambivalente Wechselspiel zwischen Mode und Kunst verdeutlicht, wie kaum eine andere. Seit knapp 50 Jahren zieht sich das Thema Mode wie ein roter Faden durch das Schaffen der 1954 geborenen Fotografin, die schon für erste fotografische Arbeiten während ihrer College-Zeit in Second-Hand-Läden nach passender Kleidung Ausschau hält.

Cindy Sherman, Untitled #462, 2007/2008, Privatsammlung © Cindy Sherman
Cindy Sherman, Untitled #588, 2016/2018, Genehmigt von der Künstlerin,, Hauser & Wirth und Sprueth Magers © Cindy Sherman

Durch das Medium der Fotografie stehen die Modewelt und die Bildende Kunst seit jeher im Dialog. Cindy Sherman nutzt diese wechselseitige Beziehung, um die auf Klischees und gesellschaftlichen Normen beruhende Ästhetik der Modefotografie zu karikieren und zu hinterfragen. Ihre Fotografien zeigen Menschen, die alles andere als begehrenswert sind und den Konventionen von Schönheit widersprechen. Sie scheinen oft ein gesteigertes Interesse an ihrer Außenwirkung und eine hohe soziale Stellung gemeinsam zu haben. Auch kritische Fragen nach Genderzuordnungen und nach dem Umgang mit dem Altern werden aufgegriffen. Shermans beeindruckende Wandelbarkeit betont dabei die Künstlichkeit von Identitäten, die selbst gewählt, konstruiert und wieder verworfen werden können.
Gilt für ihre international viel beachtete Serie »Untitled Film Stills« (1977–1980) noch die Filmkunst als Hauptquelle der Inspiration, setzt sich Sherman in den 1980er-Jahren zunehmend mit der Ästhetik und Anziehungskraft der Modefotografie auseinander. Von Anfang an ist ihre Auseinandersetzung mit der Modewelt von einer subversiven Kraft geprägt. Während sie selbst immer wieder für verschiedene Modeunternehmen und Designerinnen und Designern, wie Rei Kawakubo oder Marc Jacobs vor bzw. hinter der Kamera steht, nutzt Sherman auch ihre Aufträge von Modemagazinen wie Vogue und Harper’s Bazaar, um den schmalen Grat zwischen Kleidung und Verkleidung zu reflektieren (Serie »Clowns«, 2003-2005) oder, wie in der Serie »Balenciaga« (2007/2008), den tragikomischen Bemühungen einer nach ewiger Jugend strebenden Gesellschaft Ausdruck zu verleihen. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Werk, das die visuellen Versprechen und die menschliche Selbsttäuschung der Modewelt vorführt, indem es sie zur Schau stellt – ja auf die Spitze treibt. So beeinflusst Sherman bis heute nicht nur ganze Generation von Fotografinnen und Fotografen, sondern setzt dabei ganz wesentliche Impulse für die Modebranche.

Neben Shermans Werken sind auch Publikationen und Werbematerialien ausgestellt, in deren Kontext die betreffenden Fotografien erstmalig veröffentlicht wurden. Diese Magazine, Postkarten, Plakate und Einladungskarten stammen aus den privaten Archiven der Künstlerin und sind eine exklusive Leihgabe von Cindy Sherman.

Ergänzend zur Ausstellung findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt.
So werden beispielsweise am 15. Juni mit Gästen aus der Kunst- und Modebranche aktuelle Fragen zu Fashion und Fotografie, Gender, Stereotypen und neuen Ikonen diskutiert. Im Rahmen eines neues Formats »The Club: Empowerment durch Kunst« soll an zwei Sonntagen ein anregendes Kunstgespräch unter FLINTA*, zwischen 20 und 37 Jahren entstehen, das sich mit dem Bild der Frau in der Gesellschaft beschäftigt.

 

Cindy Sherman, Untitled #133, 1984, Staatsgalerie Stuttgart © Cindy Sherman
Cindy Sherman, Untitled #410, 2003, Privatbesitz © Cindy Sherman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Termine:

Ausstellungsführungen
Do | 18.30 – 19.30 Uhr
So | 15.00 – 16.00 Uhr

Diskussionsreihe:
Diversität und Rollenbilder Queerness, Alter und neue Ikonen
Do 15.6. 19.30 – 21.00 Uhr
Fashion und Fotografie in Modemagazinen Zwischen Auftrag und originärer Schöpfung
Do 13.7. I 19.30 – 21.00 Uhr

The Club: Empowerment durch Kunst
So 28.5.  11.00 – 13.00 Uhr I
So 16.7.  11.00 – 13.00 Uhr I
für FLINTA*, zwischen 20 und 37 Jahren

This One’s for the Girls ( ab 13 Jahren)
Fr 8.9.  14.00 – 17.00 Uhr 

Weiter Informationen und Karten unter www.staatsgalerie.de.