Der in New York lebende Schweizer Künstler Ugo Rondinone wurde im September 2024, in Künzelsau mit dem Robert Jacobsen Preis 2023 ausgezeichnet. „In seinen poetischen und konzeptuellen Arbeiten thematisiert Ugo Rondinone die Widersprüche des Lebens und schafft einen Dialog zwischen Künstlichkeit und Natur, Kultur und Gesellschaft sowie Ewigkeit und Vergänglichkeit“, so Jurymitglied Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums in Frankfurt in seiner Laudatio. Verbunden ist der Preis außerdem mit einer Einzelschau, die bis 23. März 2025 im Skulpturengarten und im Carmen Würth Forum in Künzelsau unter dem Titel „Ugo Rondinone – solar spirit“ zu sehen ist.
Der Konzept-, Medien- und Installationskünstler Ugo Rondinone, geboren 1964 in Brunnen, ist international einer der bekanntesten Künstler seiner Generation und war mit seinen Werken bereits in zahlreichen Einzelausstellungen unter anderem in London, Paris, Boston, Zürich, Rotterdam und Frankfurt zu sehen. Nicht zuletzt prägen seine monumentalen Werkgruppen immer wieder den öffentlichen Raum, sei es im urbanen Kontext wie in New York und Paris oder in der Wüste Nevadas. Scheinbar mit Leichtigkeit geht Rondinone der Frage nach dem Ursprünglichen nach und spielt mit einem universal verständlichen Vokabular oder, wie er selbst sagt, „dem visuellen Alphabet von Archetypen“, welches durch die präsentierten Arbeiten in Künzelsau erlebbar wird. Seine Arbeiten haben eine eigene Poesie geprägt durch biografische Erlebnisse und Ereignisse und weisen durch Zitate der Kunstgeschichte, Literatur und Popkultur eine immense Dichte auf. Den gewichtigen Materialien seiner raumgreifenden Skulpturen wie Gestein oder Bronze stellt er eine naive Formästhetik und poetischen Hintersinn entgegen. So verwandelt die Installation „primordial“ aus frei im Raum schwebenden Bronzefischen den Ausstellungsraum in eine Art Aquarium des Ursprungs.
Mit der kreisrunden Anordnung seiner Skulpturengruppe „sunrise. east“ versinnbildlicht er den Jahreslauf anhand von zwölf mitunter fratzenhaften und auf die Monate anspielenden Aluminiumköpfen. In ihren Gesichtern spiegelt sich das weite Spektrum ambivalenter menschlicher Emotionen auf so plakative Weise, dass man sich gelegentlich an die bildsprachliche Ästhetik aus der Welt der Comics oder die aktuell allgegenwärtigen Emojis erinnert fühlt.
Welchen hohen Stellenwert Sprache in Rondinones Gesamtwerk hat, wird nicht zuletzt auch bei „autumn moon“ deutlich: Der Titel verheißt einen Herbstmond, wir sehen jedoch den Guss eines 2000 Jahre alten Olivenbaums, den der Künstler als „Zeitkapsel“ präsentiert, der Mond selbst kommt lediglich im Glanz der emaillierten Oberfläche indirekt zum Tragen. Auch die kolossale, acht Meter hohe und rund 40 Tonnen schwere Steinfigur „the loyal“, beeindruckt nicht nur durch ihre schiere Größe.
Persönlich Erlebtes verbindet sich bei Rondinone mit universellen Weltbildern wozu auch Zeit und Vergänglichkeit, Tag und Nacht, Realität und Fiktion, Natur und Kultur gehören. Mit seinen Werken und spielerischen materiellen Beobachtungen nimmt er uns mit in eine sinnliche erfahr- und nahbare Ästhetik.
Eine Publikation zur Schau und dem Preisträger ist im Swiridoff Verlag erschienen.
Zum Robert Jacobsen Preis
Nach dem Tod des Bildhauers Robert Jacobsen im Jahr 1993 hat die Stiftung Würth in Kooperation mit dem Museum Würth den Robert Jacobsen Preis ausgelobt, der alle zwei Jahre an zeitgenössische bildende Künstlerinnen und Künstler vergeben wird, um an das Werk und den Einfluss Robert Jacobsens zu erinnern. Den dänischen Bildhauer und den Unternehmer und Kunstsammler Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth hatte nach einem ersten zufälligen Aufeinandertreffen in den 1970er-Jahren eine langjährige Freundschaft verbunden. 1991 hatte Jacobsen auf dem Vorplatz des neuen Verwaltungsgebäudes der Würth-Gruppe seine größte Skulptureninstallation fertiggestellt, die seither das Erscheinungsbild der Konzernzentrale prägt. Der Robert Jacobsen Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.
Die Stiftung Würth fördert Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Forschung und Wissenschaft sowie Bildung und Erziehung – schwerpunktmäßig in der Region Hohenlohe, dem Stammsitz des Unternehmens Würth. Unterstützt werden auch soziale Projekte zur Integration.