Samstag, 31. Januar 2026, 19.30 Uhr Stadtforum
Zur Blindheit überredete Augen / Hölderlin
von Hannes Hametner mit Hans Rotman und
Andreas Seifert
Von Leidenschaft und Geistesfuror getragen, vermittelt der Schauspieler unter der Regie
von Hannes Hametner, welch faszinierenden Klang und welch gefährlich orgelnde Dämonie
die Sprache haben kann- kraftvoll wie der Ätna, in den sich Hölderlins Dramenfigur
Empedokles stürzt. Hans Rotmans musikalische Intermezzi wirken dabei wie ein
Psychogramm in Noten.
(Rhein-Neckar-Zeitung, Volker Oesterreich, 15.11.2011)
Er gehört zu den markantesten und intensivsten Schauspielern, die auf der deutschen Theaterbühne derzeit zu erleben sind: Andreas Seifert. Heute, bald zwanzig Jahre nach der Uraufführung von „Zur Blindheit überredete Augen“ in der Regie von Hannes Hametner ist Hölderlin (1770 bis 1843) zu seiner Paraderolle geworden. Seifert spielt Hölderlin solo. Nur ein Thron befindet sich auf der leeren Bühne. Das Publikum trifft auf einen Hölderlin, der, erst 36jährig, nach der missglückten Ausweitung der Ideen der Französischen Revolution auf deutschem Boden auf seine gescheiterten Hoffnungen blickt und in Bedeutungslosigkeit versinkt.
Sein utopischer Staat, gebildet nach den Idealen der Französischen Revolution, nach den Gesetzen der Freiheit und Schönheit, liegt in ebenso weiter Ferne wie ein sinnvolles und tätiges Leben. Europa ist zum Schlachtfeld Napoleons geworden. Ohne Aussicht auf Veränderung und ohne künstlerische Wirkung bleibt Hölderlin bloß die Sprache, mit der er sich an seiner Wut, Verzweiflung und Trauer weidet. Zur Handlungsunfähigkeit verdammt, zelebriert Hölderlin sein Leiden an der Gesellschaft und radikalisiert dabei seine Gedanken bis zum Fanatismus. Der Restwirklichkeit der Restauration abgewandt, beginnt Hölderlin, sich im göttlichen Wahnsinn von Ajax, im Fluch des Ödipus oder im Opfergang des Empedokles zu spiegeln, nur um seinem zur Untätigkeit verdammten Leben einen Sinn zu geben. Eingesperrt in seine Gedanken wird die Sprache zur Waffe, dem Leben und dem Tod gleichzeitig einen Sinn abzutrotzen. In diesem Kampf wird Hölderlin zur aktuellen Figur.
Uraufführung: 21.04.2005, Orphtheater Berlin