Luigi Colani. Popstar des Designs

Design-Visionär und Design-Revolutionär, der Name Luigi Colani steht wie kein anderer für neue deutsche Designkultur. In ihrer Winterausstellung präsentiert die Galerie Stihl Waiblingen den Designer Luigi Colani, der 2019 verstorben ist. Gerade Linien und Ecken sucht man vergebens in Colanis Werk; die Natur inspirierte Colani zu runden und organische Formen oder wie es Colani auf den Punkt brachte: „90% Natur, 10% Colani“. Mit seinen knallig bunten Kunststoffmöbeln entwickelte sich Colani in den 70er Jahren zum Popstar des Designs. Von Alltagsgegenständen wie Brillen und Teeservices über Sitzmöbel bis hin zu aerodynamischen Autos und Flugzeugen, Colani widmete sich allen Bereichen des Lebens, um den Menschen das Leben mit seinen Ideen zu erleichtern. Er war mit seinen Visionen seiner Zeit weit voraus. Ab dem 18. November sind in der Galerie Stihl Entwurfszeichnungen und Skizzen von Prototypen von der Hand Colanis im Dialog mit Möbelstücken und einzigartigen Designobjekten zusehen.

Entwurfszeichnung Colani C 112 (Vorschlag für Mercedes), 1970, Kreide auf Karton, Sammlung Siekmann Berlin © Colani Design Germany GmbH, Foto: Katja Clos

In den 1960er Jahren avancierte Luigi Colani (1928-2019) zu einem der einflussreichsten deutschen Industriedesigner. Er rebellierte mit seinen knallbunten Kunststoffobjekten in runden und futuristischen Formen gegen das deutsche minimalistische Design der Nachkriegszeit. Colani gelang es nicht nur aufgrund seiner Schöpfungen, sondern mit seinem Namen, als Marke bekannt zu werden und als Urheber seiner Produkte aufzutreten. Alle seine Werke tragen seine Signatur: den Colani-Schriftzug und später das Signet mit charakteristischem Colani-Portrait. Er inszenierte sich als Schlossherr mit Schnauzer, weißer Kleidung und Zigarre oder als Jäger von Geschwindigkeitsrekorden mit aerodynamischen Fahrzeugen und etablierte sich mit kantigen Sprüchen als Popstar des Designs.

Überraschend muten, neben dem Popstar-Image, die weiteren Facetten des Designers an. Bereits als Kleinkind schuf Colani erste plastische Objekte und gestaltete sein Spielzeug selbst. Ein Studium der Bildhauerei und Malerei an der Berliner Hochschule der Künste brach der gebürtige Berliner ab. Es zog ihn nach Paris an die Sorbonne. Hier, an der ältesten Universität Frankreichs, studierte Luigi Colani Aerodynamik und erlernte die Grundlagen für sein Biodesign, wie er seine ureigene spätere Formensprache nannte. Ergonomische und die von der Natur inspirierten runden und organischen Formen kennzeichnen das Biodesign, das, wie Colani sagte, „Neunzig Prozent Natur und zehn Prozent Colani – höchstens!“ beinhaltete. Dieser Anspruch offenbart sich in der Schau: Sie zeigt über alle Ausstellungssektionen hinaus die von runden Formen dominierten Objekte, weder gerade Linien noch Ecken und Winkel werden sichtbar.

Luigi Colani, Sessel-Plastik (Prototyp), 1965, Sammlung Siekmann Berlin © Colani Design Germany GmbH,, Foto: Colya Zucker

Im Mittelpunkt von Colanis Ideen steht sein Manifest YLEM (griech. „Urmaterie“) aus dem Jahr 1971. Darin entwickelte Luigi Colani auf 120 losen Blättern eine allumfassende Designtheorie des Lebens und der Zukunft des Menschen. Das YLEM setzt sich aus Zeichnungen und Fotografien sowie erläuternden Texten zu den Abbildungen zusammen. Ausgehend vom YLEM und dessen Aufteilung in Themenblöcke, wie beispielsweise Wohnen, Gesellschaft oder Auto, sind verschiedene Ausstellungssektionen abgeleitet. Die YLEM-Blätter führen durch die Inhalte der Schau und sind neben weiteren Entwürfen im Original zu sehen.

Es verblüfft immer wieder, wie lebensnah und gleichzeitig visionär das YLEM ist. So hat Colani mit seinen Vorhersagen die gegenwärtige Wirklichkeit oftmals vorweggenommen; früh entwarf er beispielsweise ein elektronisch angetriebenes Minifahrzeug oder prognostizierte das Ende des klassischen Automobils. Gleichzeitig bleibt, fasziniert von Geschwindigkeit und Aerodynamik, Colanis Leidenschaft für Fahrzeuge, ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft, bis zu seinem Lebensende bestehen. In der Ausstellung findet sich seine Begeisterung in Fahrzeugentwürfen, 3D-Modellen und original Colani-Fahrzeugen wieder.

Die Schau reicht von ersten Entwürfen Luigi Colanis bis in die 2000er Jahre und umfasst dabei spektakuläre Objekte, so einen Colani-GT Sportwagen aus den 1960er Jahren. Sie werden ergänzt um eine Vielzahl von originalen Entwürfen und Zeichnungen aus einer Privatsammlung. Der Dialog von Objekten und angewandten Zeichnungen gibt einen Einblick in das wegweisende Form- und Designverständnis Luigi Colanis, des Popstars des Designs. Mit seinen ikonischen Designs ist er weltweit in Sammlungen, wie dem MoMA New York, vertreten.

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Öffentliche Urteilskräfte
und ihr Literaturarchiv

Lesen Sie ihren spannenden Exkurs in die literarische Welt, über Meinungen, deren Protagonisten, über Auswirkungen, Geschmacksbildung, Geisteshaltungen der letzten 300 Jahre bis heute

›Öffentliche Urteilskräfte und ihr Literaturarchiv‹. 

Urteilskraft – so hieß das Zauberwort der Aufklärung. Wer über Urteilskraft verfügte, konnte als mündiger Bürger unter Bürgern gelten. Aus solchen Bürgern entstand die Öffentlichkeit: die Wiege von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Diese Öffentlichkeit galt als moralischer Höhepunkt der Zivilisation, als Geburtsstätte der modernen Demokratie, als Polis des 18. Jahrhunderts. Geistig trug man Toga. Die aufgeklärte Öffentlichkeit beruhte auf der Urteilskraft im Singular: auf der einen unteilbaren Urteilskraft. Vernunft war ihre Quelle. Das beste Argument ihr Weg, der weiße christliche Mann ihr Akteur. Durch Erziehung, oder besser: Bildung sollten
Fürsten wie Bauern Philosophen werden. Ohne die Leistungen der Aufklärung wären wir heute nicht, wo wir sind. Doch ihre großen Versprechen wurden vielfach und mit guten Gründen als patriarchal, eurozentrisch, ahistorisch und weltfremd kritisiert. Der Aufklärung gebrach es an Aufklärung. Mit dieser Einsicht gingen und gehen sozialpolitische Prozesse einher: Immer mehr Personengruppen – zunächst die Bürger, die Arbeiter, dann die Frauen und viele andere mehr – beanspruchten Anerkennung. In der Folge haben sich die Öffentlichkeit und ihre Urteilskraft vervielfältigt – mit politisch wünschbaren Effekten. Heute ermöglicht die Vielzahl der Stimmen zwar die Teilhabe am öffentlichen Hörenund Gehört-Werden, aber sie garantiert kein vernünftiges Ergebnis mehr. In gegenwärtigen Öffentlichkeiten regieren viele, darunter nicht wenige halbstarke Urteilskräfte. Sie äußern sich laut und mit polemischer Schärfe in den neuen Medien. Mit ihrer Beschränkungauf wenige Zeichen, ihrer Beschleunigung und Kommerzialisierung von Debatten laden sie zur plakativen Äußerung ein.
Die Urteilskraft wird damit zur Ware, also zur bloßen Meinung verkürzt. Ihr Warencharakter schmilzt die Substanz der Urteilskraft ab: das ausgewogene und unparteiliche Abwägen von Argumenten, Gründen, Sichtweisen, Gefühlslagen, Unausgesprochenem und allzumenschlichen Menscheleien. Diese umfassende Einsicht machte die Urteilskraft einstmals überhaupt erst zur Grundlage der Aufklärung. Wie lassen sich die Tugenden der Urteilskraft wiederbeleben?

Der Blick zurück ins 18. Jahrhundert erweist sich als lehrreich. Unser aufklärerischer Gründungsmythos war zu einfach und einlinig erzählt. Vielmehr kannte schon die Aufklärung ihre Gegenaufklärung. Der erste prominente Denker der Urteilskraft gibt darüber Auskunft: der französische Protestant Pierre Bayle. Im Jahr 1697 veröffentlichte er sein „Historisches und kritisches Wörterbuch“. Es sollte schon deshalb Epoche machen, weil es kein Wörterbuch im Sinne eines reinen Nachschlagewerkes war. Bayle stellt historische Personen wie den Religionsstifter Mohammed und die griechische Hetäre Laïs vor. Der Blick in Bayles Artikel überrascht, denn der Haupttext dieser Artikel umfasst oft nur wenige Sätze. Dafür finden sich auf jeder Seite unzählige Fußnoten. In diesen Fußnoten passiert der aufklärerische Schreibakt: Bayle stellt unterschiedliche Einschätzungen vor und diskutiert sie mit Verve. Mohammed beispielsweise gilt ihm zwar als „falscher Prophet“, aber die Lügen, die über ihn im Umlauf sind, erregen Bayle so sehr, dass er über fünfzig Gelehrte zitiert, um die Äußerungen über Mohammed als Unwahrheiten zu entlarven. Bayle klagt über die Gewaltsamkeit, mit der Mohammed seine Religion etablierte, ebenso wie über seine rigide Gesetzgebung, die Frauen betreffend. Zugleich spürt er einer Behauptung nach, die ihn fasziniert: dass Mohammed nämlich eine Toleranzschrift für den Umgang mit anderen Religionen verfasst habe. Bayles Eintrag über Laïs hingegen lässt schmunzeln. Durch genaue Exegese der Quellen erörtert er, wieviele Liebhaber die kluge und schöne Laïs hatte und welcher Gelehrte wie viele davon zählte. Außerdem gibt Diogenes, der Philosoph, der angeblich wie ein Hund in einer Tonne lebte, ein ungelöstes Rätsel auf: Ausgerechnet er, der Kyniker, betete die besagte Dame ganz unzynisch an, und Bayle hätte wohl zu gern gewusst, ob dies nur deshalb geschah, weil sie sich ihm angeblich ohne Entlohnung hingab.

Sandra Richter, Pressefoto © Literaturarchiv Marbach

Der Leser möge über Fälle wie diese urteilen, so Bayles Forderung, und zwar unparteiisch. Bayle meinte mit ‚dem Leser‘ übrigens auch Frauen. Und oft waren sie es, die Bayles Wörterbuch in andere Sprachen übersetzen und zu dem machten, was es war: ein scharfsinniges und gewitztes Gründungsdokument der Aufklärung. So handelt es sich beispielsweise bei der deutschen Fassung aus den Jahren 1741 bis 1744 weniger um eine Leistung des damaligen Literaturpapstes Johann Christoph Gottsched, der auf dem Titel als Herausgeber vermerkt ist. Vielmehr hatte seine Frau, die Autorin Luise Adelgunde Victorie Kulmus, mehr als die Hälfte der Bayle-Artikel übertragen. Bayles Werk kann als Archiv zwischen Buchdeckeln gelten, vielstimmig und mitunter radikal. Bayle kritisierte vermeintlich eindeutige ‚Wahrheiten‘ der Geschichte und der zeitgenössischen Gegenwart. Seine Leserinnen und Leser sollten zu diskussionsfreudigen Skeptikern werden – durch Quellenkritik. Urteilen gilt hier nicht mehr wie zuvor als Angelegenheit der Herren auf dem Katheder, sondern als Anforderung an das Publikum bei Hofe, in der Stadt und auf dem Land. Urteilen erscheint als neues Kommunikations- und Lebensideal. Aufklärung und Gegenaufklärung waren Teil eines gemeinsamen Prozesses der Selbstreflexion.

Dieses frühe Bewusstsein für die vielen Urteilskräfte speist sich aus einer Debatte französischen Ursprungs: derjenigen über die Frage, was „guter Geschmack“ sei. „Guter Geschmack“ gehörte zu den Eigenschaften, durch die sich der Adel und die wohlerzogene Bürgerlichkeit gegen untere Schichten abgrenzten. „Guter Geschmack“ bezeichnete vieles: das Tragen standesgemäßer Kleidung ebenso wie die Gabe, angeregt über das Schöne, etwa eine Tragödie von Pierre Corneille zu plaudern. Der Geschmack verriet – wie es der spanische Jesuit Baltasar Gracián in seinem „Handorakel“ zeigte – Herkunft, Schwächen und Absichten eines Menschen. Bezeichnenderweise empfahl „der deutsche Bayle“, der Jurist und Philosoph Christian Thomasius, Graciáns Schrift im Jahr 1687 als ‚französische‘ Geschmackslehre. Ihr sollten die tumben Teutonen künftig nacheifern.

Bayles Wörterbuch leistete vor diesem Hintergrund vieles: Es erzählte salonfähige Geschichten und vermittelte, wie man mit Esprit debattieren konnte. So betrachtet erscheint sein intellektuelles Archiv auch als besonders umfangreiche Klugheitslehre wie als galante Konversationsübung. Aber der „gute Geschmack“ hat seine Tücken. Und diese liegen im Subjekt. Denn Empfindungen des Angenehmen oder Schönen sind unzuverlässig, abhängig vom Betrachter, Hörer und Leser. Als man sich beispielsweise um die Jahrhundertmitte über den ästhetischen Wert der französischen Klassik stritt, setzte sich Gottsched für sie ein: Gottsched erfreuten ihre Ideale, die Wohlanständigkeit und Wahrscheinlichkeit des Dargestellten. Gotthold Ephraim Lessing hingegen wetterte über die Banalisierung der Dramenlehren des Aristoteles, wie er sie vor allem Corneille vorwarf. Rationalisten wie der Mathematiker und Diplomat Jean Pierre de Crousaz sowie die Philosophen Alexander Gottlieb Baumgarten und Georg Friedrich Meier suchten, ästhetische Urteile vernünftig zu begründen. Wer sich am Schönen erfreute, der konnte aus ihrer Sicht auf ‚untere Vernunftvermögen‘ vertrauen. Sie funktionierten ebenso wie die oberen: die Vernunft und der Verstand. Skeptiker wie Bayle hingegen sahen ihre Position durch das unzuverlässige Schöne gerechtfertigt. Auch David Hume goss Wasser in den rationalistischen Wein: Aus seiner Sicht gefällt jedem Menschen etwas aufgrund seiner Erfahrungen und Vorlieben, und diese sind jeweils verschieden. Ästhetische Urteile lassen sich aus seiner Sicht nicht als richtig oder falsch, sondern nur als relativ erweisen. Im Ausgang des 18. Jahrhunderts versuchte Immanuel Kant, den gordischen Knoten Urteilskraft zu lösen. Urteile über das bloß Angenehme erscheinen Kant als subjektiv: Jeder empfinde anderes als angenehm. Der eine bevorzugt schweren Rotwein, der andere spritzigen Riesling. Urteile über das Schöne hingegen dürfen Allgemeingültigkeit beanspruchen und sind (mit Kant) nicht subjektiv. Denn das Schöne – Blumen oder ein Gemälde – gefalle „ohne Begriff allgemein“. Der Grund dafür liegt im „freien Spiel“ der Urteilskräfte.

Der Spielbegriff führt ins Zentrum der trotz Kant noch offenen Probleme, die das Schöne verursachte. Wie viele sogenannte Kant-Schüler deutete unser lokaler Held Friedrich Schiller den philosophischen Urvater munter und eigensinnig um. Schillers Kant-Ausgabe mit Marginalien, deren Abdruck sie auf der Einladungskarte finden, lässt es ahnen. Der Mensch sei nur dort ganz Mensch, wo er spielen, sich interesselos hingeben könne, meint Schiller infolge seiner Kant-Lektüre. So rechtfertigt Schiller vieles: zum einen die Auffassung von der Autonomie der Kunst, einer Kunst, die sich eigengesetzlich und ohne Rücksicht auf Verwendungszwecke entfalten soll. Zum anderen folgert Schiller, dass der Mensch sich nur unter bestimmten Umständen und in kleinen verschworenen Zirkeln öffnen könne. Ihre Mitglieder zeichnen sich nicht durch Geburt und Stand, sondern durch Liebe aus. Sie versöhnen „Sinne und Geist“, Auge und Ohr, verhelfen Vernunft und Schönheit gleichermaßen zu ihrem Recht. Schon für die Natur ist Schönheit ein Lebenselixier: Welcher Vogel bräuchte für den bloßen körperlichen Selbsterhalt ein buntes Federkleid, welcher Baum seine vielen Triebe? Der „reine Schein“ aber, der Schiller idealisch vorschwebt, vermag noch mehr: Er bildet ein eigenes Reich aus, einen „ästhetischen Staat“. Hier herrscht Freiheit, und eine alles harmonisierende Schönheit führt das Zepter. Den Menschen erteilt sie „einen geselligen Charakter“. Mit Schillers Worten: „Die Schönheit allein beglückt alle Welt, und jedes Wesen vergißt seiner Schranken, so lang es ihren Zauber erfährt.“ Schillers ästhetische Vision erscheint so verträumt wie faszinierend und in einem positiven Sinne utopisch.
Das Schöne gilt Schiller als Probierstein und Schule der Urteilskraft. Vor allem aber erweist es sich als Band zwischen den Menschen. Als ein Band, das unterschiedliche Temperamente, Lager und Fraktionen verbindet.

Das Schöne in seinen klassischen wie modernen Formen und seine Urteilskraft werden an einem Ort besonders kultiviert: dem Literaturarchiv. Ein solches Archiv ist keine beliebige Informationsinfrastruktur und auch nicht einfach nur ein Dienstleister für seine Nutzer. Vielmehr urteilt so ein Literaturarchiv selbst: Es archiviert, was es für bewahrenswert hält, kassiert, was nach Prüfung nicht dazugehört, erschließt, was zugänglich gemacht werden soll, und lehnt ab, was für dieses spezifische Archiv ungeeignet scheint. Auf diese Weise steht ein Literaturarchiv in direktem Kontakt mit der Ewigkeit. Es fällt ein folgenreiches Urteil über einen Autor und seinen Vor- oder Nachlass – aber eben nur ein Urteil. Konkurrierende Auffassungen gehören dazu. Deshalb handelt es sich etwa beim Deutschen Literaturarchiv Marbach um eine sich selbst notwendigerweise stetig reflektierende Einrichtung: um ein öffentliches Forschungsarchiv, das aus Abstimmungsprozessen heraus handelt und zwar kooperativ mit ähnlichen Institutionen, mit Literaturvermittlern wie Publizisten und Literaturhäusern, Wissenschaftlern und dem Publikum.
Die Urteilskräfte, die dabei am Werk sind, orientieren sich an Kriterien von ästhetischer Eigenheit und geistesgeschichtlicher Bedeutung sowie an Verblüffungsmomenten, die von einem Buch, einem Essay, einer klugen Polemik ausgehen. Nach Marbach gelangt, was sich durchgesetzt hat oder zu Unrecht vernachlässigt wurde, begleitet von der Hoffnung auf unbekanntes Strandgut, der Neugier auf den Zufallsfund.
Archivarische Urteilskräfte wie diese sind an der Quellenkritik à la Bayle geschult. In den reizarmen Kellerräumen des DLA wird giftige Polemik in säurefreie dunkelgrüne Kästen verstaut. Hier liegen Autoren nebeneinander, die sich im wirklichen Leben nichts zu sagen gehabt hätten: Martin Heidegger neben Hermann Hesse. Das Archiv egalisiert: Jeder Nachlass wird hier mit gleicher Sorgfalt behandelt. Streit hebt das Archiv durch Arbeit am Material auf. Zugleich ermöglicht es seine Wiederauflage für die Zeitgenossen, die sich an Ähnlichem reiben wie ihre intellektuellen Ahnen.
Ins Archiv gehen bedeutet: den handwerklichen Umgang mit Kulturgut schulen, sich durch die Auseinandersetzung mit schwierigen Handschriften wie etwa denjenigen Hölderlins in Geduld üben, im Vergleich von publizierten und nicht-publizierten, laut und leise gelesenen Werken Unterschiede entdecken. Lauscht man etwa der Aufnahme von „Manche freilich müssen drunten sterben“ aus dem Munde des Autors Hugo von Hofmannsthal, dann klingt sein Gedicht wie ein Lied von Galeerensklaven. Aus der Textversion lässt sich dies nicht ohne weiteres heraushören. Das Archiv – das DLA mit seinen 1.400 Vor- und Nachlässen, seinen 36 Verlagsarchiven, seinem über 100jährigen Tonarchiv der Literatur und seinen über 450.000 Bildern und Objekten – schult nicht nur das Lesen, sondern auch das Hören und Sehen.

Um diese sinnliche Fülle wahrnehmen zu können, bedarf es nicht nur der Quellenkritik, sondern auch der schillerschen, spielerischen Offenheit: Erst die Begeisterung für die Bestände, die Begeisterung für den so reizvollen, oft sperrigen und widerborstigen Gegenstand Literatur machen ein Literaturarchiv zu einem solchen. Und diese Begeisterung gebiert Fragen und Forschung. „Bestandsbezogene Forschung“ hat die Wissenschaftspolitik diesen Vorgang getauft und mit dem Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel ein wichtiges Experiment begonnen. „Bestandsbezug“ aber ist ein so nüchterner wie schillernder Begriff. Die Sammlungen des DLA regen Fragen an, geben sie jedoch nicht vor. Was in unseren Kellern liegt, lässt sich selten als eine vollständige und durchkomponierte Sammlung beschreiben. Epistemologisch ist wohl jede Sammlung unterbestimmt. Fragen und Forschungen im Archiv sind dem Bestand gewidmet und umspielen ihn zugleich. Das Archiv des Cotta-Verlags beispielsweise erweist sich erst einmal als unübersichtliche Summe von Briefwechseln, Manuskripten und Druckwerken. Sein Material strahlt durch bestandstranszendierende Fragen nach der persona von Autor und Verlegermäzen oder nach den transatlantischen, ja globalen Literaturbeziehungen, die der wirkungsmächtige Verlag einging. Solches Material legt es umgekehrt nahe, in der Forschung den Kurs zu wechseln: Nicht erst heute haben wir es mit internationalen Literaturmärkten zu tun; das Cotta-Archiv zeigt, dass Vernetzungen wie diese Literatur frühzeitig zu einem weithin bekannten Kulturgut machten. Heute können solche Vernetzungen auch im digitalen Raum stattfinden. Wenn wir Texte online verfügbar und vielleicht sogar im Volltext durchsuchbar machen, dann können auch Studierende in China und Afrika mitlesen. Wir sollten digitale Plattformen für Nachlässe wie diejenigen Franz Kafkas, Else Lasker-Schülers oder Stefan Zweigs aufbauen, die in unterschiedlichen Archiven liegen, um sie zumindest virtuell an einem Ort zugänglich zu machen. Wir müssen uns dem widmen, was in die Gegenwart hineinwachsende Archive zunehmend beschäftigt: dem Umgang mit Born-digitals, solcher Literatur, die meist kein Manuskript mehr kennt, sondern direkt auf dem Computer geschrieben wurde. Dank einer großzügigen Förderung des Landes Baden-Württemberg für ein Science Data Center Born-digitals können wir diesem Auftrag
künftig gemeinsam mit Partnern der Universität Stuttgart und des Bundeshöchstleistungsrechenzentrums Stuttgart besser nachkommen. Wenn ein Literaturarchiv wie das DLA seiner Öffentlichkeit etwas mitteilen kann und will, dann ist es seine „heilignüchterne“ Begeisterung, die aus Bestandskenntnis und fragender, forschender Neugier erwächst. Diese Begeisterung kann ebenso ernst wie witzig oder ironisch gebrochen sein und kennt eine große Bandbreite von Wahrnehmungs- und Zugangsweisen: das Staunen, Lachen, Weinen über einen Text ebenso wie die Spekulation, den scharfen analytischen Blick, die empirische Studie oder das Experiment.
Denn das Archiv bietet nicht nur Manuskripte und Briefe, sondern verzeichnet in seinen Büchern auch Lesespuren und handschriftliche Glossen. Realexistierende Leser, über die wir im Zeitalter des vielzitierten „Leseschwunds“ gerne mehr wüssten, dokumentieren sich hier selbst. Mit Partnern wie dem Leibniz-Institut für Wissensmedien und Kollegen der Universität Tübingen, dem Max Planck-Institut für Empirische Ästhetik und dem Goethe-Haus Frankfurt gründet das DLA deshalb gerade ein „Netzwerk literarische Erfahrung“. Gemeinsam wollen wir das Leseverhalten unserer Besucher, ihre Herkunft und ihre Vorlieben erforschen. Wir wollen mit unseren Mitteln dazu beitragen, die Lesekultur wiederzubeleben. Zu diesem Zweck wird das DLA mitunter auch den Raum wechseln, um zu fragen, ob Literatur in der Peripherie anders als etwa in der Hauptstadt wirkt. Die Begeisterung aus dem Archiv hilft dabei auf ihre eigene Weise. Denn manchmal erlaubt sie etwas ganz Besonderes, viel zu oft Vernachlässigtes: den Genuss, den Schiller arbeitsethisch als Folge und Bedingung von Tätigkeit beschreibt, die Muße, ohne die man nicht auf andere Gedanken kommt, und den Mut zu geistreichem Unsinn, aus dem mitunter erst Sinn entsteht.

So feinsinnig das klingt, ist das Archiv aber doch keine Pilgerstätte der Entschleunigung, sondern vielmehr ein Brennglas der Vergleichzeitigung. Hier wird Vergangenheit gegenwärtig, und die Gegenwart historisiert sich: Autoren geben ihre Nachlässe nicht deshalb ins Archiv, weil sie hier ihre letzte Ruhe finden wollen. Vielmehr hoffen sie auf das, was einst anschaulich Nachleben hieß und heute kühl Aktualisierung getauft wird. In den Museen des Archivs finden sich die kombinatorischen Zeichenspiele Wilhelm Waiblingers schon deshalb neben Hans Magnus Enzensbergers Poesieautomaten. Was aus der Zukunft der Literatur in das Brennglas des Archivs strahlen wird, können wir heute nur schemenhaft erahnen. Aber einiges lässt sich mit ahistorischer Sicherheit vermuten: Heute hätte Christoph Martin Wieland seinen „Agathon“ möglicherweise als Blog-Tagebuch verfasst, um seinen Helden mit liebevoller Ironie am Versuch der Selbstbildung scheitern zu lassen. Schillers „Räuber“ wären vielleicht ein Computerspiel geworden, ein Adventure-Game. Und aus Goethes Twitter-Meldungen über seine „Italienische Reise“ klänge der enthusiastische Ausruf: ‚Nach Tisch ohne Begleiter auf das Kapitol, oder besser: gleich ins Archiv. Wie wahr, wie seiend!‘ Der Begriff Archiv kommt bekanntlich von arché, griechisch: Anfang oder Ursprung. Hier ist der Ort, wo sich Schillers „ganzer Menschen“ immer wieder neu bilden kann.
Literaturarchive sind nicht bloß Luxustempel, die man sich auch leistet. Literaturarchive sind unverzichtbare Kulturorte. Sie bewahren, vermitteln und befragen die Erzählungen, Dramen und Verse, die Argumente und Denkformen, die Werte und Werturteilsstreitigkeiten, die unser Wahrnehmen und Entscheiden geprägt haben. In einer Zeit, die durch die Flüchtigkeit ihrer digitalen Aufschreibesysteme gekennzeichnet ist, versorgen sie unser kulturelles Gedächtnis mit Texten, Tönen und
Bildern. Aus einem solchen tätigen und reflexiven Gedächtnis erst entstehen die geistigen Grundlagen unserer Zivilisation: die Urteilskräfte, derer wir und künftige Generationen dringend bedürfen.

Sandra Richter widmete sich am Abend ihrer feierlichen Amtseinführung  in ihrer Ansprache dem Thema ›Öffentliche Urteilskräfte und ihr Literaturarchiv‹. Die Zuschauer hörten einen fulminanten Exkurs in die literarische Welt, über Meinungen, deren Protagonisten, über Auswirkungen, Geschmacksbildung, Geisteshaltungen der letzten 300 Jahre bis heute.

›Öffentliche Urteilskräfte und ihr Literaturarchiv‹.
Antrittsrede Prof. Dr. Richter

Sandra Richter  gilt als hervorragende Kennerin der Wissenschaftspolitik und des literarischen Lebens: Fellowships und Gastprofessuren führten die vielfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin an zahlreiche Universitäten, u.a. an die École normale supérieure in Paris und die Harvard University; von 2011 bis 2017 war sie Mitglied in der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats. In den Jahren 2006/07 hatte Richter eine Professur am King’s College London inne; seit 2008 lehrt sie an der Universität Stuttgart Neuere Deutsche Literatur und hat dort die fakultätsübergreifende Forschungseinrichtung ›Stuttgart Research Centre for Text Studies‹ (seit 2014) entwickelt und verschiedene interdisziplinäre Forschungsprojekte geleitet. Ihr jüngstes, vielbeachtetes Buch Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur (2017) erkundet umfassend, auf welche Weise literarische Traditionen über die Jahrhunderte interkulturell geprägt sind. Richter ist Amtsnachfolgerin des Historikers und Publizisten Professor Dr. Ulrich Raulff, der das Haus von 2004 bis Ende 2018 geleitet hatte.

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) ist eine der bedeutendsten Literaturinstitutionen weltweit. In seinen Sammlungen vereinigt und bewahrt es eine Fülle kostbarster Quellen der Literatur- und Geistesgeschichte von 1750 bis zur Gegenwart. Seit seiner Gründung im Jahr 1955 dient es der Literatur, der Bildung und der Forschung. Die Sammlungen stehen allen offen, die Quellenforschung betreiben. Mit rund 1.400 Nachlässen und Sammlungen von Schriftstellern und Gelehrten, Archiven literarischer Verlage und über 450.000 bildlichen und gegenständlichen Stücken gehört das Archiv zu den führenden seiner Art in Deutschland und der Welt. Die Bibliothek ist die größte Spezialsammlung zur neueren deutschen Literatur und umfasst etwa 1 Millionen Bände, daneben über 160 Autoren- und Sammlerbibliotheken.
Das DLA führt gemeinsam mit anderen Institutionen und Universitäten interdisziplinäre und internationale Forschungsprojekte durch, die aus Drittmitteln gefördert werden.
Die Ausstellungen in den Museen des DLA, dem Schiller-Nationalmuseum und Literaturmuseum der Moderne, zeigen die Handschriften, Bücher, Bilder und Gegenstände des Deutschen Literaturarchivs. Die Museen, literarische und wissenschaftliche Veranstaltungen sowie eine Vielzahl von Publikationen thematisieren aktuelle Fragestellungen aus Literatur und Wissenschaft und machen die einzigartigen Archivalien einem großen Publikum zugänglich. Internationale Begegnungen ermöglicht zudem das Collegienhaus für forschende Gäste, Autorinnen und Autoren und Stipendiatinnen und Stipendiaten.

Olivia Trummer

Olivia Trummer ist ein echtes Allroundtalent, denn sie ist nicht nur eine exzellente Jazzpianistin und Sängerin, sondern auch eine äußerst begabte Improvisateurin, Songwriterin und Komponistin. Klar ist – die klassisch ausgebildete Pianistin ist eine Wanderin zwischen verschiedenen
Welten: musikalisch – mit Jazzarrangements, die auch vor Werken Bachs und Mozarts nicht Halt machen – wie räumlich. Seit mehreren Jahren bewegt sich die Künstlerin mit Stuttgarter Wurzeln im Spannungsfeld der beiden Metropolen New York und Berlin.
Durch ihre klassische Klavierausbildung bekam sie in ihrer Jugend einen intensiven Bezug zur klassischen Musik und konnte langjährige Erfahrungen als Konzertpianistin sammeln. Sie lernte anfangs sämtliche Musik übers Gehör und verbrachte so – mit ihren Worten formuliert – ihre Kindheit in einem „musikalischen Paradies“, das nur aus Klang, Geschmack und Intuition bestand. Von Mozart zu Stevie Wonder, von Debussy zu Bill Evans, von Bach zu den Beatles schien es jeweils nur ein Katzensprung. Durch diesen natürlichen Zugang zur Musik hat Trummer zu einem ganz eigenen Stil gefunden. Mit ihren eigenen Songs will sie vor allem eines: Geschichten erzählen. Und so lässt sie auch in ihrer CD „Fly Now“ sehr persönliche Einblicke in ihre Künstlerpsyche zu. Das gilt insbesondere für ihre langsamen Balladen, über deren Entstehung sie sagt „Das Bild das ich vor mir sah, war für mich visuell wie emotional so klar und dazu eindeutig mit meiner persönlichen Situation verbunden, dass ich den ganzen Song in nur 30 Minuten zu Papier gebracht habe: Ein Mensch erwacht wie aus einem Traum und findet sich unversehens auf dem Gipfel eines hohen Berges wieder. Er sieht sich vor die Wahl gestellt, sich entweder der Weite des Himmels zu öffnen oder den Weg zurück ins sichere Tal anzutreten und entscheidet sich mutig für den Aufbruch…“ und auch die anderen Stücke auf der „Fly Now“-CD leben von eben dieser Aufbruchsstimmung und davon, die Welt „von oben“, sozusagen vom Himmel aus zu betrachten. Musikalisch pendeln die Stücke dabei zwischen lyrischem Jazz und zeitgenössischem Vokaljazz mit starken Melodien und prägnanten Rhythmen. Aufgenommen in New York mit ihrer Trio-Formation, Obed Calvaire am Schlagzeug, Matt Penman am Kontrabass und Gastmusiker Kurt Rosenwinkel an der E-Gitarre, spürt man einerseits die Intensität und das lärmende Dickicht des Big Apple, andererseits aber auch eine ruhige, nuancenreich erlebte Urbanität wie aus der Vogelperspektive. Insgesamt neun eigene Songs enthält das englischsprachige Album. Über ihre New Yorker Aufenthalte sagt die 29-Jährige: „Ich habe wie ein Schwamm sämtliche Eindrücke aufgesogen. Ich habe viel erlebt und mich dabei von einer ganz neuen, selbstbewussten Seite kennenlernen dürfen. Ich bin im besten Sinne‚flügge‘ geworden. Diese Zeit war eine der intensivsten, aufregendsten Zeiten meines Lebens!“ C2J – Classical To Jazz heißt ein anderes Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Vibraphonisten Jean–Lou Treboux entstanden ist. Inspiriert durch klassische Klavierwerke von Bach, Mozart und Scarlatti hat Trummer auf geschmackvolle Weise jazzige Arrangements für das Duo kreiert. Die beiden Musiker präsentieren ihr spezielles Repertoire mit großer Spielfreude und Natürlichkeit und sprechen damit ein klassisches Konzertpublikum genauso an wie neugierige Jazzliebhaber.

Olivia Trummer entstammt einer Musikerfamilie und wurde fünf Mal bei Jugend musiziert als Bundespreisträgerin gewürdigt. Ab 2003 studierte sie Jazzpiano sowie klassisches Klavier an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. 2008/2009 absolvierte sie ein Masterstudium a der Manhattan School of Music. Alle Studiengänge schloss sie mit Auszeichnung ab. Bereits während ihres Studiums erhielt sie 2004 und 2006 Kompositionsaufträge für Bühnen- und Filmmusik. Trummer war fünffache Bundespreisträgerin bei Jugend musiziert, 2. Preisträgerin beim internationalen Klavierwettbewerb „Palma D‘Oro/ltalien 2008, DAAD-Stipendiatin 2009, Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg und der Bruno-Frey-Stiftung 2010. Seit Herbst 2013 ist sie „stA.rt“-jazz-Künstlerin von Bayer Kultur in Leverkusen, deren Förderung ihr uter anderem die Aufnahme ihrer neuen CD ermöglicht hat. Konzerte als Jazz-und Klassikpianistin, Vokalistin und Komponistin führten sie bereits auf Bühnen in New York (Carnegie Hall, The Jazz Standard), Wien (Konzerthaus, Porgy & Bess), London, Dublin (National Concert Hall), Paris (Jazzclub „Le Baiser Sale“) sowie nach Schloss Elmau, Berlin (Konzerthaus), Hamburg (Laeiszhalle) und auf zahlreiche Festivals im In- und Ausland.

Aktuelles  Album „For You“

Mit entwaffnend klarer, direkter und kristallgoldener Stimme lädt Olivia Trummer elf Song-Kapitel weit zum vielschichtigen Betrachten und Lauschen einer Geschichte ein, die ihre eigene sein könnte. „For You“ hat sie die Storyline genannt, deren Narrativ unaufgeregt an die Imagination der Zuhörer appelliert.

Mehr über die Künstlerin erfährt man auf ihrer Website www.oliviatrummer.de

Olivia Trummer / Presse-Foto: Dietmar Scholz

Filmschau Baden-Württemberg

Die Filmschau Baden-Württemberg ist das Schaufenster für aktuelle Filmproduktionen aus dem Südwesten. Die Filmschau Baden-Württemberg findet einmal im Jahr statt. Sie soll Bürgern, Filmemachern, Filmschaffenden, Produzenten und allen Liebhabern des Films ein gemeinsames Austauschforum bieten. Das publikumsorientierte Festival zeigt aktuelle Filmproduktionen aus „dem Ländle“ aus den Bereichen Spielfilm, Kurzspielfilm, Dokumentar- und Animationsfilm. Das breitgefächertes, unterhaltsames und informatives Programm richtet sich sowohl an Filmschaffende, als auch an Cineasten. Um den Austausch zwischen den Generationen zu fördern, findet das Nachwuchsfilmfestival Wettbewerb um den Jugendfilmpreis, das sich an Filmemacher bis 22 Jahre richtet, parallel zur Filmschau statt.


Logo/Key Visual der Filmschau BW

Mehr Info und das aktuelle Programm: Filmbüro Baden-Württemberg e.V., Friedrichstraße 37, 70174 Stuttgart, Fon 0711/22 10 67, E-Mail: info@filmbuerobw.de, www.filmschaubw.de

Dan Ettinger


Der israelische Dirigent Dan Ettinger ist seit 2015 Chefdirigent der Stuttgarter Philharmoniker. Mit ihm hat das Orchester einen musikalischen Leiter von internationalem Format bekommen, dessen Karriere ihn in wenigen Jahren unter anderem an die Staatsopern in Berlin, Hamburg, München und Wien, das Royal Opera House Covent Garden in London und die Metropolitan Opera in New York geführt hat. Einige Jahren war er zudem Chefdirigent des Nationaltheaters Mannheim und so bereits in Baden-Württemberg beheimatet. Wir trafen Dan Ettinger zum Gesprächsaustausch.

Man hörte der berühmte Funke zwischen Ihnen und dem Orchester sei gleich bei der ersten gemeinsamen Probe übergesprungen, würden sagen, es war Liebe auf den ersten Blick?

Ich hatte bisher fast nur reine Opernorchester geleitet. Im Gegensatz zu den reinen Sinfonieorchestern sind sie oftmals flexibler und reagieren lebendiger und spontaner, was zum einen am Opernbetrieb liegt, an der besonderen Bühnensituation und natürlich an den Sängern. Diese Art des Musizierens entspricht auch meinem Naturell. Und dann lernte ich die Stuttgarter Philharmoniker kennen und stellte fest, dass sie all diese Eigenschaften dennoch haben. Wir haben uns musikalisch sofort auf einer Wellenlänge bewegt. Es war fast magisch …

Wie würden Sie Ihren Dirigierstil bezeichnen?
Ich benutze meinen ganzen Körper, um etwas zu beschreiben, als ob das ganz Orchester mein Instrument wäre. Ich bin kein distanzierter Typ. Natürlich studiere ich alle Werke sehr sorgfältig ein, lege Wert auf Präzision und Details, aber im Konzert sollte dann trotzdem noch genügend Raum für Entwicklung und neue Farben sein. Ich bin ein Klangdirigent – der Klang ist für mich das Wichtigste. Wenn ich eine Partitur studiere, höre ich vor meinem inneren Ohr bereits den Klang, wie er nach meiner Auffassung sein müsste. Klangfarben entwickeln sich aber auch aus dem richtigen Tempo und der richtigen Artikulation.

Daniel Barenboim war Ihr Mentor, Sie waren sein Assistent an der Staatskapelle Berlin. Was haben Sie von ihm gelernt?
Während meiner Zeit in Berlin habe ich circa 50 Abende im Jahr Opern dirigiert. Von Barenboim habe ich vor allem durch Beobachten und Zuhören gelernt. „Sein“ Orchester zu dirigieren, war der beste Unterricht in puncto Klang, Phrasierung und Technik. In der ersten Konzertsaison in Stuttgart liegt der Schwerpunkt auf Beethoven in der Gegenüberstellung mit Russland; daneben finden sich Wagner und Mahler. Große Sinfonik, Klassik und Romantik – wie bereiten Sie sich auf Proben und Konzerte vor?
Ich schaue die Partitur an, aber auch in die Literatur über den jeweiligen Komponisten. Natürlich höre ich mir auch CDs von Kollegen an, wenn ich mich auf ein Stück vorbereite. Ich glaube es ist wichtig zu wissen, wie andere interpretieren. Aber ich glaube jeder von uns trägt seine ureigene Fassung schon in sich, insofern besteht keine Gefahr etwas nachahmen zu wollen. Würden Sie sagen, dass sich wie unsere Welt auch die Art und Weise, wie man ein Stück interpretiert, ändert?
Jede Zeit hat ihre eigenen Geschmack. Wir erleben ja gerade eine große Retrowelle – was den Klang angeht, so bin auch ich eher „old-fashioned“ – Furtwängler, Celibidache oder auch Karajan sind Vorbilder für mich. Wenn ich Musik höre, habe ich viele Metaphern im Kopf und Emotionen – manches kann man in Worte fassen, aber nicht alles. Deshalb muss mit einem Orchester auch die nonverbale Kommunikation funktionieren, die rein intuitive emotionale.

Sie sind ein gefragter Gastdirigent: New York, Tokio, Wien, Salzburg… wie schaffen Sie dieses enorme Pensum?
Ich liebe meinen Beruf und ich bin sehr dankbar dafür, mit den besten Orchestern der Welt konzertieren zu dürfen. Das ist, Glück, Können – und natürlich viel Arbeiten. Geholfen hat mir auf dem Weg dahin sicher, dass ich ein guter Networker bin. Bis Mitte 30 hilft einfach, dass man
jung ist und Kraft hat. Ab Mitte 40 merkt man dann plötzlich, dass man mit seinen Kräften mehr haushalten muss. Ich mache nach wie vor viel, aber ich wähle mehr aus und mache mir Gedanken darüber, in welche Richtung ich gehen will. Gerade habe ich eine meditierende Phase hinter mir – eine Zäsur im Terminkalender, in der ich mir eine Ruhephase gegönnt habe. Ich meditiere sehr viel und ich brauche viel Zeit für mich – ich bin auch gerne nur für mich und liebe mein Zuhause – in diesem Falle meine Wohnung in Mannheim. Ich habe ein Handvoll wirklich guter Freunde mit denen ich oft und gerne Zeit verbringe – sie sind wie Familie für mich. Künftig möchte ich auch versuchen, meine musikalischen Bande zu vertiefen – ich mag die langjährige Zusammenarbeit mit Solisten – weil man sich kennt und bereits gemeinsame musikalische Erfahrungen gemacht hat. Wenn ich in meiner Heimat Israel bin, dann treffe ich Familie, gehe an den Strand und gut essen. Ich bin ein Stadtmensch, ich schaue mir auch auf Reisen gerne Menschen und Geschäfte an, lieber als dass ich in die Natur gehe, denn ich habe eine Insektenphobie!

Haben Sie einen Masterplan was Ihre weitere Karriere angeht?
Ich will einfach weiter „Wachsen“. Ein konkretes Ziel – nein – das habe ich nicht. Aber wissen Sie, ich habe ja auch Dirigieren nie studiert. In Israel war ich Sänger und Pianist, dann wurde ich eher zufällig Chorleiter. Vieles in meinem bisherigen Leben passierte einfach … Ich glaube im Übrigen auch, dass man ein guter Dirigent vor allem durch Praxis
wird, nicht durch Theorie – man braucht 10 Jahre am Pult, um sagen zu können – jetzt habe ich eine Ahnung von dem was ich mache. Ich bin schicksalsgläubig – nicht dass ich passiv wäre – aber ich lasse die Dinge auf mich zukommen: Spiritualität – Repertoire – manches braucht Zeit – jetzt habe ich die Oper „Der ferne Klang“ von Franz Schreker gemacht – vor zehn Jahren hätte ich mir das noch nicht vorstellen können. Deshalb mag ich den Jugendwahn nicht – denn heute muss alles
möglichst schnell gehen.

Wagner gehört zu Ihrem festen Repertoire. In Mannheim haben Sie den kompletten Ring aufgeführt, in Stuttgart stand er als Querschnitt in einer konzertanten Fassung auf dem Konzertplan. Israel und Richard Wagner ist nach wie vor ein schwieriges Thema – wie sehen Sie das?
In Israel ist Wagner immer noch tabu, zumindest im Konzert und im Rundfunk. Ich habe Wagner privat über CDs kennengelernt. Man muss den Mensch und seine Musik voneinander trennen können und den Holocaust und den Nationalsozialismus – dann versteht man wie Großartig seine Musik ist. Wagner und Mozart haben die Musikwelt revolutioniert und beide faszinieren mich gleichermaßen. Ich denke man sollte Wagner wie Mozart und Mozart wie Wagner dirigieren, dramatisch und romantisch und transparent. Mozart war ein Romantiker im Herzen,
der aber eben in einer Zeit lebte, in der es noch engere musikalische und gesellschaftliche Grenzen gab.
Danke für das Gespräch!


Das Konzertprogramm und mehr über das Orchester und Dan Ettinger erfahren Sie hier

Friedemann Vogel

Er ist gefeierter Solist am Stuttgarter Ballett, ein begehrter Gast an vielen Theatern und – ja, dass darf man in aller Bescheidenheit konstatieren – ein Weltstar! Vor kurzem wurde Friedemann Vogel von der Zeitschrift Tanz zum Tänzer des Jahres 2019 ernannt. arsmondo hat mit dem gebürtigen Stuttgarter über seinen Werdegang, seine Arbeitsauffassung und seine Vorlieben, über Rollen, Orte und Menschen gesprochen.

Foto: Carlos Quezada

Sie werden derzeit in Stuttgart für Ihre Rolle in „Mayerling“, dem Handlungsballett von Kenneth MacMillan stürmisch gefeiert.
Es erzählt das tragische Leben und Sterben des letzten Thronfolgers Rudolf im Kaiserreich Österreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Rolle gilt in jeder Hinsicht als extrem schwierig. Wie haben Sie sich auf das Stück vorbereitet?

Für „Mayerling“ hatten wir drei Monate intensive Probenarbeit. Wir hatten dafür sogar ein separates Studio, ein abgeschottetes Resort, in dem wir uns intensiv auf unsere Rollen vorbereitet konnten. Ich habe sehr viel über Rudolf gelesen, mir Verfilmungen angeschaut, Bücher gelesen – zudem gibt es ja so viele Geschichten und Gerüchte, die sich um ihn und seinen Tod ranken. Auch mit den politischen Verhältnisse jener Zeit in Österreich und zur Habsburger Monarchie habe ich mich beschäftigt. Ich habe mich gefragt, wie es ist, als Thronfolger zur Welt zu kommen, in eine lieblose und strenge Welt voller Zwänge, Erwartungen und Pflichten. Rudolf war ein eher sensibler und musischer Mensch und ist an dieser Diskrepanz gescheitert und zerbrochen. Ich wollte seine Persönlichkeit durchdringen, indem ich viel über ihn erfahre und dadurch verstehe, wie er zu dem Menschen wurde. Dazu habe ich mich in ihn hinein zu versetzen versucht, wie er fühlte und welche Haltung er nach außen hin hatte. Ich habe versucht, diesen Keim auch in mir zu finden.

Szene aus „Mayerling“, Foto: Roman Novitzky
Szene aus „Mayerling“ /Choreografie von Kenneth MacMillan mit Elisa Badenes, Friedemann Vogel © Stuttgarter Ballett
Szene aus „Mayerling“ – Choreografie: Kenneth MacMillan, Tänzer/Dancer: Elisa Badenes, Friedemann Vogel
© Stuttgarter Ballett

Wie gelang Ihnen der Zugang zu Rudolfs komplexer Gefühlswelt – nicht nur als Tänzer, sondern auch als Darsteller?
Das Stück ist wie eine Spirale aufgebaut, die sich langsam nach unten dreht – eine Art Abwärtssog. Da muss man emotional voll einsteigen und bis zum Ende der Vorstellung drin bleiben: körperlich und mit allen Sinnen. Als Tänzer ist natürlich das Körperliche der erste Schritt, um in die Gefühlswelt und in den Charakter einer Rolle einzutauchen – man verinnerlicht also über die Bewegung. „Mayerling“ erzählt die Geschichte Rudolfs vor allem auch durch seine Beziehungen zu den Frauen, die ihm nahestanden. Es gibt insgesamt acht Pas-de-deux – so viel wie in keinem anderen Stück –, die die unterschiedlichen Beziehungen charakterisieren. Rudolf ist fast die ganze Zeit auf der Bühne – das ist schon ein Kraftakt, mental und körperlich, in den man hineinwachsen muss. Am Abend der Aufführung kommt es dann jedes Mal zu einzigartigen Begegnung mit meinen Tanzpartnerinnen, es geht um die Tagesform – kein Moment auf der Bühne wiederholt sich emotional. Das heißt, man muss aus dem Moment heraus reagieren, auch wenn man alles geprobt hat, muss man dann aus dem Gefühl heraus agieren – keine Sprünge mehr analysieren, sondern voll und ganz dem Körper vertrauen und loslassen. Nur so kann man eine solche Rolle und ihre Entwicklung auch überzeugend und folgerichtig aufbauen.

Ist das auch bei anderen Rollen in Handlungsballetten so?
Ja, nehmen wir zum Beispiel den Romeo in „Romeo und Julia“: Diese Rolle zu tanzen, ist körperlich auch sehr anstrengend. Aber im Unterschied zu Rudolf gibt die Rolle viel Liebe und Leidenschaft – da kommt also Energie zurück. Bei „Mayerling“ ist es ein Kampf, ein permanentes Ringen. Cranko, Neumeier, McMillan – sind für mich Genies – wahre Meister des Erzählens – sie haben ein intuitives Bewusstsein für die Geschichten, die sie erzählen wollen und entwickeln daraus ihre Choreografien. Bei McMillans Stück gibt es sehr viele Einzeldrehungen und die dann auch noch auf einem Bein – da geht es um Balance, um Gewichtsverteilung. Das muss man sich körperlich hart erarbeiten und man hat zahlreiche Phasen und Momente, die viel Kraft kosten.
Das Tanzen im Kostüm ist eine weitere Herausforderung – wobei die Enge und Schwere der Stoffe auch helfen, sich selbst zurückzunehmen und in die Rolle zu finden. Die Premiere von „Mayerling“ und auch die Vorstellungen bisher habe ich dann aber wirklich genossen, weil ich in die Rolle hineingewachsen bin. Dazu kam das Publikum, das extrem mitgegangen ist – das fühlst Du auf der Bühne und das trägt Dich. Was die Rolle mir tatsächlich abverlangt hat, habe ich allerdings erst bemerkt, als ich eine Woche nach der Premiere den Albrecht in „Giselle“ in Zürich getanzt habe – das fühlte sich plötzlich ganz leicht an – pure Romantik – fast schon schwerelos.

Friedemann Vogel in Romeo und Julia, Choreografie: John Cranko. Julia: Alicia Amatriain, Foto: Stuttgarter Ballett

Orte, Menschen, Rollen – Meilensteine Ihrer Entwicklung?
Sie stammen aus Dettenhausen, einem kleinen Ort zwischen
Tübingen und Stuttgart. Ihre Eltern sind keine Künstler.
Wie wurden Sie zu dem, der sie sind?
Gute Frage…Ich weiß nur, dass ich schon als kleines Kind immer tanzen wollte. Mein elf Jahre älterer Bruder war bereits Tänzer, er war u.a. auch Erster Solist beim Stuttgart Ballett und hat mich von klein auf in viele Vorstellungen mitgenommen. Als Kind habe ich so alle wichtigen Ballette gesehen von Schwanensee bis hin zu Onegin und natürlich auch viele Ballettabende. Ich hatte das Glück, dass ich alle körperlichen Voraussetzungen mitbrachte, die man für den klassischen Tanz braucht.
Entscheidend für mich und meinen weiteren Weg waren dann meine Ausbildung in der John Cranko Schule hier in Stuttgart und das Stipendium an der Académie Princess Grace in Monte Carlo. Marika Besobrasova aus Monte Carlo habe ich viel zu verdanken. Sie war eine berühmte russische Ballettlehrerin, die mit großen Tänzern wie z.B. Nurejew gearbeitet hat. Sie hatte einen ganzheitlichen Lehransatz und sah den ganzen Menschen. Wir Schüler lernten bei ihr nicht nur klassisches Ballett, sondern auch Yoga, Ausdruckstanz, Schauspiel, richtig zu atmen und Improvisation. Sie hat uns gezeigt, wie man auf der Bühne neben Tanzen auch richtig geht. Wissen Sie, als Romeo läuft man anders als in der Rolle des Onegin oder Siegfried, auch das prägt eine ganze Rolle. Sie war in jeglicher Hinsicht formend und hat mir gezeigt, wohin meine Reise führen könnte – übrigens auch privat. Ich war oft bei ihr zu Besuch und habe ihr geholfen, Einladungen vorzubereiten. Von ihr habe ich gelernt, wie man mit Menschen umgeht. Außerdem hat sie mich schon ganz früh allein zu Wettbewerben geschickt. Ich musste alles organisieren, von den Kostümen bis hin zur musikalischen Begleitung. Das war eine Vorbereitung für mein Leben, denn so wurde ich selbstständig. Da ich schon früh in meiner Karriere gastiert habe, kam ich auf Reisen immer gut allein zurecht. Ich brauche bis heute keinen Agenten, der das für mich regelt.

Friedemann Vogel in Onegin, Choreografie: John Cranko,
Foto: Stuttgarter Ballett

Was Rollen betrifft, so war Onegin für mich sicher einer der Meilensteine – ich glaube für viele Tänzer, inklusive mir selbst, ist das ein nahezu heiliges Stück – es stand immer ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Vor ein paar Jahren sagt Reid Anderson (Stuttgarter Intendant bis 2018): „Jetzt bist Du bereit, auch den Onegin zu tanzen“. Das war eine Sternstunde für mich. Da hat sich ein Traum erfüllt und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich hatte die Rolle bis dahin bereits von vielen Tänzern gesehen… – doch in diesem Moment fühlte ich mich tatsächlich selbst reif dafür, Onegin meine ganz eigene Persönlichkeit zu geben.

Sie haben in Ihrem bisherigen Tänzerleben alles erreicht – jetzt sind Sie vierzig Jahre alt. Was würden Sie sich für Ihre Bühnen-Karriere noch wünschen?
Ein ganz neues Ballett zum ersten Mal zu tanzen. Am liebsten ein Handlungsballett. Eine Geschichte zu erzählen – etwas komplett neu aufbauen, was noch nicht da ist, das wäre mein Traum.

Sie sind viel unterwegs gastieren auf der ganzen Welt…
Ja, ich gastiere viel, aber ich bin nicht der Typ, der einfach kommt und tanzt. Ich will meine Tanzpartnerinnen und -partner kennenlernen, gemeinsam proben.

Was darf in ihrem Gepäck nie fehlen?
Meine Ballettschuhe und -trikots, Trainingssachen – seit einmal mein Koffer nicht ankam, packe ich die immer ins Handgepäck. Der Verlust war richtig schlimm für mich. Gerade an anderen Orten will ich meine eigenen Sachen haben und tragen – und meine Ballettschuhe sind mein wichtigstes Werkzeug!

Künstler, die Sie bewundern?
Menschen im allgemeinen und zwar diejenigen, die eine innere Kraft und Stärke ausstrahlen, die Visionen haben, diese unbeirrt verfolgen und andere dafür begeistern können. Solche Menschen bewundere ich und kann ihnen stundenlang zuhören.

Dinge, die Ihnen wichtig sind?
Nichts Materielles – es gibt eigentlich keine Gegenstände, an denen ich so hänge, dass ich sie unbedingt auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Es sind eher Erlebnisse und Menschen.
Ich habe in China einmal verzweifelt nach Wasser mit Kohlensäure gesucht – das gibt es dort so gut wie nicht. Und ich trinke gerne guten Kaffee… Es sind eher die ganz normalen Dinge, an denen ich hänge, die einem Vertrautheit und Heimat vermitteln und die mir dann fehlen, wenn sie plötzlich mal nicht da sind.
Landschaften oder Städte, die Ihnen in Erinnerung bleiben?
Ich liebe Italien. Ich arbeite viel in Rom und Mailand. Diese Städte zu erkunden, durch die alten Gassen und entlang wunderbarer Bauwerke zu schlendern, das liebe ich. Ebenso wie mit Leuten aus der Compagnie nach Proben und Vorstellungen noch essen zu gehen. Wichtiger aber als die Städte selbst sind für mich die Tanzcompagnien. Zum Beispiel Helsinki – für mich keine sonderlich schöne Stadt – aber das Tanzen war großartig und die Menschen erst, da bleiben dann andere schöne Erinnerungen.

Bringen Sie von Ihren Reisen auch gerne etwas mit?
Früher ja, heute eher weniger – aber ich hatte mir aus China einmal ein antikes Pferdegeschirr mitgebracht. Das hat mich fasziniert – obwohl ich ja weder reite, noch ein Pferd habe…

Das absurdeste Verrückteste, das Ihnen je auf Reisen passiert ist?
Da fällt mir spontan Japan ein, weil es in diesem Land so viele Extreme gibt. Einerseits sind die Japaner ja verrückt nach Klassik – egal ob Ballett oder Musik. Dann fährt man andererseits aber mit der Metro und kommt sich vor wie in einem virtuellen Raum – du siehst Menschen als Puppen und Comicfiguren verkleidet – überall leuchten Neonfarben, laute Musik und überall Technik – die totale Reizüberflutung. Dann wieder betritt man eine kleine Seiten-straße und stößt auf ein uraltes historisches Sushi-Restaurant und an der nächsten Ecke warten bereits wieder computergesteuerte Kraken-Arme, die Spielzeuge aus einem Automaten fischen.

Stuttgart ist für Sie…
Ganz klar: Stuttgart ist meine Heimat.

Wo könnte man Sie hier treffen?
Ich bin gerne in der Stadtmitte mitten drin. Ich wohne am Eugensplatz, das ist mein Revier – von dort aus kann ich zu Fuß ins Theater gehen. Ich gehe gerne in den Mineralbädern in Bad Cannstatt schwimmen. Und ich mag die schwäbische Küche, am liebsten Maultaschen mit Kartoffelsalat, Schnitzel mit Pommes oder Käsespätzle – ganz einfach, schwäbische Hausmannskost.

Wie entspannen Sie? Wo und wie können Sie am schnellsten
abschalten?
Entspannung ja, abschalten muss ich nicht! Ich habe mit dem Tanzen das gefunden, was mich ausfüllt und glücklich macht. Ich habe auch nie richtig lange Urlaub gemacht. Ich liebe die Natur, gehe gerne in den umliegenden Wäldern rund um Stuttgart laufen. Ich höre gerne Musik, nichts Spezielles; es kommt auf meine Stimmung an, reicht aber von Elektronik bis zu Gustav Mahler. Musik als Dauerberieselung ist dagegen nicht mein Ding, weder auf Reisen, noch in Hotels oder beim Kochen. Denn ich mag es auch, wenn es einfach mal ganz ruhig ist – dann genieße ich einfach die Stille.

Szene aus „Kaash“ (c) )Stuttgarter Ballett

Wie lautet Ihr Credo?
Das müssten Sie eigentlich andere fragen…(lacht). Ich versuche authentisch zu sein, Dinge zu akzeptieren, wie sie sind. Ich glaube, jeder Mensch sollte das, was ihn besonders macht, zuerst in sich selbst suchen, nicht zu sehr im Außen. Seiner Umgebung und sich selbst nichts vorzuspielen – akzeptieren wer man ist.

Wie finden Sie auch in schwierigen Zeiten zu sich?
Ich bin kein Analytiker. Meine Bewältigung ist die Bewegung, das Tanzen – das macht mich stark. Wenn ich einen schwierigen Termin habe oder ein Problem lösen muss, dann hilft es mir, in die Bewegung, in die körperliche Aktion zu gehen – das ist mein Ausgleich. Nach der körperlichen Erschöpfung kann ich dann meistens klarer denken.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Claudia Fenkart-Njie


Mehr über Friedemann Vogel und das Stuttgart Ballett…

Schauspielerin Iris Berben
über Stimme & Sprache

Welch wunderbares, modulierendes Instrument die Stimme sein kann und wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten die Stimme zu erheben, darüber gibt die vielseitige Schauspielerin in diesem Gespräch Auskunft. Für die 12. Internationalen Stuttgarter Stimmtage im November hat Iris Berben die Schirmherrschaft übernommen.

arsmondo: Sie haben sich bei Ihren Rollen und auch beim Genre nie festlegen lassen. Das hat sie vor der gefährlichen „Schublade“ bewahrt. Sie spielten Rollen wie die der Rosa Roth, eine engagierte Kommissarin, in Sketchup waren sie die Comedy-Partnerin von Dieter Krebs, darüber hinaus haben Sie in vielen Filmen facettenreiche Frauenfiguren verkörpert mit denen man mitfiebert, lacht oder leidet. Das bedeutet jede Menge Stimmungen, Gefühle zu entwickeln und auf den Punkt abrufen zu können. – Wie nähern Sie sich diesen unterschiedlichen Rollen?

In der Comedyserie Sketchup gab es viele kleine kurze Szenen – Miniaturen – dort habe ich gelernt viel und sehr genau zu arbeiten. – Comedy hat ja in Deutschland leider nicht den Stellenwert wie beispielsweise im englischsprachigen Raum – dabei ist es eigentlich eine Königsdisziplin für jeden Schauspieler, denn dort lernst du viel über Timing, das schnelle Begreifen einer Situation und wie du sie möglichst reduziert und spontan rüberbringst. Die Unterschiedlichkeit meiner Rollen ist ein Glücksfall für mich – weil gerade dadurch keine Routine aufkommt. Es sind ganz unterschiedliche Wege, die mich in meine unterschiedlichen Rollen führen. Ich habe kein festes Konzept – man muss sich jedes Mal aufs Neue auf einen Charakter einlassen. In manchen Rollen trägst du ein historisches Korsett, zum Beispiel als ich in dem Film Die Buddenbrocks die Konsulin Bethsy Buddenbrook gespielt habe oder die Berta Krupp (Krupp – Eine deutsche Familie ist ein dreiteiliger Historienfilm/2009 , A. d. R.). Dafür musste ich erst einmal sehr viel Lesen über die jeweilige Zeit. Solche Frauen-Figuren darfst du ja nicht aus unserer heutigen Sprachgewandtheit und Offenheit herausspielen, sondern aus dem damaligen Bewusstsein heraus entwickeln. Natürlich bin ich glücklich, dass ich das ganze Rollen-Spektrum so breit füllen darf und kann. Mein Credo lautet immer maximale Empathie für eine Rolle mitbringen auch wenn es ein Charakter mit negativen Seiten ist. Du musst sie in dem Moment mögen und verstehen. – Manchmal fiel mir das sehr schwer, weil es so weit von einem weg sein kann. Das ging mir bei der Rolle der Cosima Wagner so („Die Wagners“ A.d.R.), nicht zuletzt auch, weil sie eine bekennende Antisemitin war. Aber man muss versuchen, eine solche Figur aus ihrer Zeit heraus zu begreifen und dann eben jenen Punkt in sich selbst finden. Warum bin ich wie ich bin. Es geht um Identifikation. Sie ist jedes Mal mit einer langen und intensiven Vorarbeit verbunden, die einen unglaublichen Einblick in andere Welten, Menschen und Lebensformen eröffnet.

arsmondo: Die Stimme drückt unsere Stimmungen aus und ist der Spiegel der Seele – sie offenbart der Umwelt unsere Gefühlswelt – ob wir wollen oder nicht. Im Alltagsleben ist das für uns ja selbstverständlich, da denken wir ja gar nicht nach. Aber wie ist das auf der Bühne und im Film?
Wichtig ist, in der Figur zu sein, sie nicht von außen zu spielen. Du musst mit einer Figur verschmelzen in ihr drin sein. Nur dann überzeugst du dein Publikum. Aber wie finde ich die richtige Stimme? Ich habe jetzt einen 5-Teiler abgedreht, der im Oktober im Fernsehen startet. Er heißt „Die Protokollantin“. Da geht es sehr viel um Stimme. Die Frau, die ich spiele, ist düster. Dafür musste ich die Stimme suchen. Welche Stimmlage brauche ich. Hier ging es um Reduktion, um das „Abschleifen“ von Worten und Emotionen – in solchen Momenten merkst Du welch wunderbares Instrument die Stimme sein kann. Ich arbeite und übe ständig an meiner Stimme – sie zu modellieren, den richtigen Ton zu treffen. Ich schätze eine klare und verständliche Sprache – auch wenn man flüstert oder nuschelt oder schnoddrig sein muss. Man sollte trotzdem immer verstanden werden. Ich finde, dass heute oft die Sprache vernachlässigt wird. Oft versteht man die Schauspieler nicht mehr. Man muss die Sprache gut beherrschen, um mit ihr umgehen zu können.

„Beim Einstudieren von Rollen geht es um
Identifikation. Sie ist jedes Mal mit einer langen und intensiven Vorarbeit verbunden, die einen unglaublichen Einblick in andere Welten, Menschen und Lebensformen eröffnet.“

arsmondo: Sie absolvierten eine Tanz- und Bewegungsausbildung in London sowie eine Sprech- und Gesangsausbildung. Gibt es Unterschiede zwischen Stimme und Sprache im Film, Bühne und realem Leben? Wie finden Sie in Ihren verschiedene Rollen – den richtigen Ton?
Ich war nie auf einer Schauspielschule. In London habe ich eine Tanz- und Bewegungsausbildung sowie eine Sprech- und Gesangsausbildung absolviert, aber das war nur auf eine bestimmte Rolle hin bezogen. Alles was ich kann, habe ich durch learning bei doing erlernt. Und das Schöne ist, dass du als Schauspieler nie auslernst! Jedes Projekt ist anders und eine neue Herausforderung. Da geht es um innere Ansprüche und um eigene Vorstellungen. Dazu muss ich jedes Mal die Emotionen in mir suchen. Wie spreche ich als alte Frau? Ich habe ja auch schon Achzigjährige gespielt, oder wie klingt eine Frau mit vierzig oder wie klingt ein Kind oder eine Jugendliche? Wie fühlt ein junges Mädchen? In meinen Lesungen über Selma Meerbaum-Eisinger beispielsweise – sie starb früh und schrieb ihre wunderbar ergreifenden Gedichte zwischen dem15. bis 18. Lebensjahr.* Wie finde ich dieses Lebensgefühl, diese Lebensgier, diese Offenheit und Wachheit? Ich liebe solche Arbeiten, die mich fordern und in der ich nach richtiger Stimme und Ton suchen muss.

arsmondo: Sie stehen für Dinge ein – für Toleranz und Gerechtigkeit – sie äußern sich auch zu politischen und gesellschaftlich relevanten Themen – d.h. Sie erheben Ihre Stimme und setzen sie ein, um etwas zu bewegen.
Wir leben in einer Welt in der vieles lauter wird – auch die Forderungen. Und es gibt heute unzählige Möglichkeiten, Meinungen zu verbreiten. Generell glaube ich nicht, dass man das Einstehen für etwas in der Öffentlichkeit von jedem verlangen sollte, auch nicht expliziert von uns Künstlern. Aber ich komme aus einer anderen Zeit – der Zeit als man sich in den 68er-Jahren gegen die Verkrustungen der Vergangenheit frei zu machen versuchte, es ging auch um Frauenrechte, um Öffnung gegenüber dem Neuen und Anderen. Wir wollten die Welt verändern und das Nachkriegsdeutschland. In die Sprachlosigkeit eingreifen. Sprache kann eine Waffe sein. Wir merken das heute wieder sehr, wie man mit Worten treffen kann. Menschen kann man mit Worten einlullen und fangen. Es gibt sie wieder die Menschfänger, die mit vermeintlich leichten Worten einfache „Wahrheiten“ verbreiten – einfache und leichte Antworten geben für komplexe Themen. Das hat ja auch alles mit Sprache zu tun. Wie vermittle ich etwas? Wie aggressiv oder sanft bin ich dabei? und ja da sehe ich für mich eine große Notwendigkeit, auch meine Stimme zu erheben. Ich versuche auch, meine Haltung klar zu machen und dadurch vielen Menschen zu zeigen: Wir alle können etwas tun! Natürlich macht du dir dadurch nicht nur Freunde, und du machst dich angreifbar. Das muss man aushalten können und wollen.

arsmondo: Sie widmen sich neben Ihrer Filmarbeit auch leidenschaftlich gerne der Literatur – was würden Sie sagen: Ist das Einsprechen von Hörbüchern und Synchronisation eine gute Übung für Selbstreflektion und Kontrolle – Körper, Gesicht, Mimik entfallen, man wird ja ganz auf seine Stimme beschränkt – sich wieder der eigenen Stimme und Sprache ganz direkt zu stellen?
In diesem Bereich muss man noch genauer arbeiten. Gleichzeitig merkt man was für eine ungeheure Macht die Stimme haben kann. Je nach Thema und Figur in Texten muss man blitzschnell in einen anderen Sprachduktus schlüpfen. Ich habe ein Hörbuch und Lesungen zu Anne Frank und Josef Goebbels gemacht. Da musste ich mir im Vorfeld ganz genau überlegen: Unterstreichst du? Übertreibt du? Oder lässt du perfide Sätze eines Goebbels in der Distanz – ohne sie zu interpretieren einfach im Raum stehen. Wie kann ich etwas nur durch meine Stimme spannend machen?
Ich habe immer noch einen Riesenrespekt vor meinem Beruf – ich liebe ihn und nehme ihn sehr ernst – das bedeutet, ich versuche immer alle Möglichkeiten zu nutzen, diesen Beruf auszufüllen – wach und offen zu sein. Beobachten – Kollegen zuzuhören und zuzuschauen – wahrnehmen, was um mich herum geschieht. All das nimmt man in seinen Erfahrungsschatz auf.

arsmondo: Muse und Muse-Stunden – welche Lieblingsbeschäftigungen gehen Sie in Ihrer freien Zeit nach?
Ich lese sehr gern und viel, und ich gehe ebenso gerne in Buchhandlungen. Ich kämpfe dafür, dass diese auch erhalten bleiben, ich mag es, dort zu stöbern und zu blättern, mich mit anderen auszutauschen. Dann reise ich viel. Die Welt so ausgiebig kennenlernen wie es nur geht, denn es gibt nichta aufregenderes als andere Kulturen und Lebensformen, Gegenden und Orte kennenzulernen. Und ich koche leidenschaftlich!

 


Birgit Brenner

Noch bis 9. Juni 2024 präsentiert das Museum im Kleihues-Bau eine umfassende Werkschau der Künstlerin Birgit Brenner.

Birgit Brenner, Foto Otto Felber

Überschrieben ist die Schau mit „Never happy.Never sad“ – Welche Botschaft steckt dahinter? „Was dann? wenn weder glücklich, noch unglücklich ?- Diese Frage liegt einem unweigerlich auf der Zunge, wenn man den Titel der Ausstellung von Birgit Brenner liest. Mögliche Antworten dürften zahlreich sein, eines ist jedoch klar – mit Gleichgültigkeit oder einem Leben ohne Höhen und Tiefen hat das Ganze wahrlich nichts zu tun.

Birgit Brenner, Liebeslied, 2016, Pappelsperrholz, Tusche, Eisendraht, Polymerwachs, 70 x 100 x 18 cm courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, Foto: Uwe Walter, Berlin, VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Brenners  Arbeiten  sprechen weitläufig zu den Betrachtern und enthalten zugleich prägnante Aussagen, sind emotional aufgeladen und erzählen viele Geschichte, die erzählt werden wollen.  Das Museum in Kornwestheim zeigt dazu eine große Auswahl ihrer Arbeiten aus den Jahren 2013 bis 2023. Diese reichen von Aquarellen und Zeichnungen auf Papier über Collagen aus Pappe und Holz bis hin zu raumgreifende Installationen.

Birgit Brenner Promises and Other Lies, 2020 Stahl, gelasert, Rundstahl gebogen, Polymerwachs, Lack, Kabelbinder 340 x 1.250 x 110 cm, courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, Foto: Janina Snatzke, VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Beim Gang durch die Ausstellung hat man das Gefühl, dass ihre Kunstwerke nur Momentaufnahmen eines Prozesses zeigen – ein kurzes Innehalten – Nicht umsonst werden Birgit Brenners Arbeiten oft als Filmstills beschrieben. Sie selbst bezeichnet sie als „Ausschnitte einer größeren Geschichte“, an der sie kontinuierlich weiterarbeitet.

Birgit Brenner, Meine Angst, 2012 Panzerpappe, Acryllack, Acrylfarbe, Ölfarbe, 233 x 170 x 30 cm, courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, Foto: Uwe Walter, Berlin VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Birgit Brenner, Stay Rich, 2021, Pappe, LED-Lichter, Tauchlack, 210 x 315 x 30 cm, courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin Foto: Uwe Walter, Berlin, VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Es sind Inszenierungen, die durch ihre eindrucksvolle Bildsprache ins Schwarze treffen, gerade weil sie mit den Ambivalenzen spielen, die sowohl den Menschen als auch die Gesellschaft charakterisieren. Ja, die heutige Zeit ist beängstigend und gefährlich und damit überfordernd. Doch wenn der Mensch sich abschottet, wird das nunmehr leere Leben dem Vergessen überlassen, ein Zustand, dem Birgit Brenners Arbeiten klar entgegenwirken, gerade weil sie sich dem Gleichgültigen und dem Wegschauen beharrlich widersetzen und daher auch nach dem Ausstellungsbesuch noch lange nachwirken.

Im Rahmen der Ausstellung wird ein breites Spektrum verschiedener Führungsformate angeboten.
BIRGIT BRENNER
NEVER HAPPY. NEVER SAD.
9. März – 9. Juni 2024
Museum im Kleihues-Bau Kornwestheim
Stuttgarter Straße 93, 70803 Kornwestheim
www.museen-kornwestheim.de

Wortspiel

Von 12. März bis 29. April 2024 präsentiert Offenburg unter dem Motto „Wortspiel“ wieder Autorinnen und Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Sie lesen aus ihren Büchern und erläutern ihre Werke. Dazu gibt es Filmgespräche und Theater.
Weitere Info zu den Offenburger Literaturtagen: www.stadtbibliothek.offenburg.de

Literatursommer BW

Welche Bedeutung hat die Literatur für unser Verständnis von Freiheit, unsere politischen Werte und das demokratische Leben? Dieser Frage stellt sich der Literatursommer 2024 mit dem Themenschwerpunkt Literatur und Demokratie.

Von Mai bis Oktober 2024 richtet die Baden-Württemberg Stiftung die zwölfte Auflage des landesweiten Literatursommers aus. Das Programm reicht von Lesungen, Schreibwerkstätten, Musikinszenierungen bis hin zu Theaterprojekten. Ebenso sind Symposien, Vorträge, Literaturtourneen, Poetry-Slams oder kabarettistische Darbietungen vertreten. So vielfältig wie das Veranstaltungsangebot sind auch die beteiligten Kultureinrichtungen. Neben großstädtischen Literaturhäusern und Kulturzentren beteiligen sich auch zahlreiche kleinere Kultureinrichtungen und Literaturvereine im ländlichen Raum. Ziel ist es mit dem Festival, Literatur in all seinen Facetten möglichst vielen Menschen näher zu bringen, die Leselust zu wecken und sich mit einem unserer wichtigsten Kulturgüter zu befassen: dem Buch.

Das Motto – Der Freiheit eine Gasse! – fasst das besondere Verhältnis zwischen philosophischer Aufklärung, politischer Emanzipation und literarischem Ausdruck zusammen und erinnert damit an seine besondere Tradition in Baden-Württemberg. Das gleichnamige Gedicht des 1817 in Stuttgart geborenen Revolutionärs und Dichters Georg Herwegh, steht exemplarisch für den demokratischen Aufbruch und leidenschaftlichen Freiheitskampf im Südwesten. Es endet mit den Zeilen: 
Gib uns den Mann, der das Panier / Der neuen Zeit erfasse, / Und durch Europa brechen wir / Der Freiheit eine Gasse!

Wie begegnet die Literatur gesellschaftspolitischen Entwicklungen? Welche Bedeutung hat die Literatur für unser Verständnis von Freiheit, unsere politischen Werte und das demokratische Leben? Diesen Fragen will der Literatursommer nachgehen und aufzeigen in welchen unterschiedlichen Formen Literatur demokratische Grundwerte wie Freiheit, Menschenrechte und Volkssouveränität behandelt. Im Fokus stehen dazu historische und aktuelle literarische Texte gleichermaßen, die das freiheitliche und demokratische Leben in Baden-Württemberg – und darüber hinaus – beeinflusst haben.

Weitere Informationen und alle Termine: www.literatursommer.de und www.liso.events / arsmondo-Tipp: Blog des Literatursommer
Vom Autorenportrait über literarische Texte bis hin zu Rückschauen: Hier findet man immer wieder neue Beiträge rund um das Festival.

Um schon bei jungen Menschen Neugierde an der Literatur zu wecken, findet parallel der Kinder- und Jugendliteratursommer statt.

Literatur auf dem Schiff

1913 lief das Dampfschiff „Hohentwiel“ in Friedrichshafen vom Stapel. Nachdem es 1962 ausgemustert worden war, erwarb 1984 der Verein Internationales Bodensee-Schifffahrtsmuseum e. V. den maroden Dampfer und ließ ihn mustergültig restaurieren. Seit dem 17. Mai 1990 fährt die „Hohentwiel“ nun wieder als eines der schönsten historischen Schiffe Europas auf dem Bodensee. 2024 wird das Dampfschiff zum 29. Mal zum Literaturschiff des Bodenseefestivals: Über 70 Autorinnen und Autoren haben bereits auf dieser schwimmenden Literaturbühne gelesen. In diesem Jahr sind die Konstanzer Bestseller-Autorin Jana Revedin, der Schweizer Romancier Peter Stamm und die in Hamburg lebende Schriftstellerin Claudia Schumacher mit an Bord.
Freitag, 10. Mai 2024, 18:00 Uhr, Veranstaltungsort: Dampfschiff Hohentwiel / Seestraße / Hafen Friedrichshafen, Karten & Info: Kulturbüro Friedrichshafen, www.kulturbüro.friedrichshafen.de Fon 07541 / 203-3300

Sir Karl Jenkins

Im Rahmen ihres jährlichen Festivals für Europäische Kirchenmusik vergibt die Stadt Schwäbisch Gmünd einen Musikpreis an herausragende Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße für geistliche Werke und Kirchenmusik engagieren. In diesem Jahr wird der renommierte walisische Komponist Sir Karl Jenkins mit dieser Auszeichnung für sein herausragendes kompositorisches Schaffen geehrt.

Sir Karl Jenkins, Foto: Rhys Frampton

Jenkins‘ Musik zeichnet sich nicht nur durch die Überwindung von Genregrenzen aus, sondern sie vermag auch Menschen auf der ganzen Welt zu begeistern. Seine Kompositionen integrieren Elemente der Weltmusik, klassischer Musik und des Jazz und reflektieren zugleich aktuelle Themen und gesellschaftspolitische Fragen. Durch die universelle Sprache der Musik setzt sich Jenkins nachhaltig für Frieden und Völkerverständigung ein.

Geboren 1944 in Penclawdd, Wales, studierte Jenkins Musik an der University of Wales in Cardiff sowie an der Royal Academy of Music in London. Seine musikalische Karriere begann er zunächst als Jazzmusiker, wobei er Saxophon und Oboe beherrschte. Später wurde er Mitglied der progressiven Rockband „Soft Machine“. In den 1980er Jahren wandte er sich verstärkt der Komposition zu und schuf Musik für Werbung und Filme. Heutzutage ist Jenkins vor allem für seine Chorwerke und Orchesterkompositionen bekannt. Zu seinen berühmtesten Werken zählen „The Armed Man: A Mass for Peace“, „Adiemus“, „Requiem“, „Palladio“ und „Stabat Mater“.

Das Festival Europäische Kirchenmusik steht in diesem Jahr unter dem Motto „Freiheit“. Die Preisverleihung, dotiert mit 5000 Euro, findet am 17. Juli statt, im Anschluss an die deutsche Erstaufführung seines Oratoriums „One World“. Weitere Informationen sind auf der Website www.kirchenmusik-festival.de erhältlich.

Company

Das 1970 entstandene Meisterwerk „COMPANY“ von Stephen Sondheim markiert einen bedeutenden Meilenstein im Musical-Genre. Der andorranische Musikkomödienspezialist Joan Anton Rechi hat das außergewöhnliche Broadwaymusical jetzt für Theater Freiburg inszeniert.

COMPANY, Foto: Britt Schilling/Theater Freiburg

Worum geht es?  Bobby, ein Junggeselle, scheint alles zu haben: einen lukrativen Job in einer internationalen Firma, drei attraktive Geliebte, mit denen er angenehme Tage und Nächte verbringt, sowie zahlreiche befreundete Paare, die für ihn da sind und umgekehrt. Mit einer Mischung aus Sympathie, Ironie und Skepsis beobachtet er die Auseinandersetzungen und Krisen der Paare, ihren verzweifelten Kampf gegen den Verlust der Verliebtheit, der Jugend und der Neugier füreinander.

COMPANY, Foto: Britt Schilling/Theater Freiburg
COMPANY, Foto: Britt Schilling/Theater Freiburg

Hinter der glitzernden Fassade der Komödie erforscht Sondheim mit seinem vielschichtigen musikalischen und textlichen Talent grundlegende Fragen des menschlichen Zusammenlebens in Zweierbeziehungen, innerhalb von Cliquen und in der Gesellschaft insgesamt, gewürzt mit dem typischen jüdischen Humor aus New York.

Termine & Tickets im April und Mai : www.theater.freiburg.de

Museum Ritter

Zwei neue Ausstellungen im Museum Ritter: „Laurenz Theinert. Fehlende Dunkelheit“ und „Hommage à la France“-  Werke aus der Sammlung“.

Der Stuttgarter Lichtkünstler Laurenz Theinert ist für Live-Performances bekannt, bei denen er über ein eigens erfundenes „Visual Piano“ im Zusammenspiel mit Musikern dynamische Lichtzeichnungen in den Raum projiziert. Dass Laurenz Theinert auch fotografisch arbeitet und Lichtinstallationen schafft, zeigt die neue Soloschau im Museum Ritter.

Laurenz Theinert, The Awakening, 2020/23 © Künstler, Foto: Laurenz Theinert

Eine Präsentation mit Arbeiten aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter lässt rund ein Jahrhundert Geschichte der konstruktiven Kunst in Frankreich Revue passieren. Gemälde, Reliefs, Objekte sowie kinetische Werke etwa von Victor Vasarely, Vera Molnar, François Morellet, Geneviève Claisse, Auguste Herbin oder Aurélie Nemours führen den regen Austausch der Pariser Kunstszene vor Augen.

Auguste Herbin, nature n° 1, 1955 © VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Gerhard Sauer

Museum Ritter, Sammlung Marli Hoppe-Ritter
Alfred-Ritter-Str. 27, 71111 Waldenbuch
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, Feiertage 11–18 Uhr
www.museum-ritter.de

Idomeneo

Im Zwiespalt der Gefühle: Nach 43 Jahren steht am Theater Pforzheim erstmals wieder Mozarts Oper „Idomeneo“ auf dem Spielplan. Die Inszenierung des Schweizer Regisseurs Urs Häberli fokussiert auf den Konflikt von Staatsraison und Menschlichkeit.

Santiago Bürgi (Idomeneo), Foto: Sabine Haymann.

1781 am Münchner Residenztheater uraufgeführt, hat der 24-jährige Mozart im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz mit „Idomeneo“ ein „Dramma per musica“ komponiert, das sich in seiner Anlehnung an die Form der Tragédie lyrique auch als Echo der Paris-Reise zwei Jahre zuvor hören lässt. Der auf Kreta angesiedelte Idomeneo-Stoff, auf dem Giambattista Varescos Libretto fußt, stammt aus dem Kontext der griechischen Mythologie, hat aber eigentlich erst Ende des 17. Jahrhunderts wirklich Gestalt angenommen.

Cecilia Pastawski (Idamante) und Elisandra Melián (Ilia), von links , Foto: Sabine Haymann.

Das zentrale Narrativ darin, ein Gelübde, das Eltern den Opfertod ihrer Kinder aufzwingt ist genauso Bestandteil des Arsenals kollektiver Mythen wie der Konflikt der trojanischen Prinzessin Ilia, die sich als Gefangene in den Feind, in diesem Fall in den Sohn ihres Entführers, den kretischen Kronprinzen Idamante, verliebt (vergleiche etwa Henry Purcells „Dido and Aeneas“ oder auch das Stichwort „Stockholm-Syndrom“). Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte diese Oper, von Mozart zeitlebens als seine gelungenste betrachtet, eine Renaissance, in Pforzheim stand sie zuletzt vor 43 Jahren auf dem Spielplan.

Stamatia Gerothanasi (Eletttra), Foto: Sabine Haymann

Überaus pointiert bringt Robin Davis, seit 2020 Generalmusikdirektor am Theater gemeinsam mit der Badischen Philharmonie Pforzheim Mozarts ungemein differenzierten, farbigen Ochestersatz zum Klingen, immer wieder frappiert er, vor allem in dritten Akt, insbesondere im großen Quartett von Ilia, Elettra, Idamante und Idomeneo („Andrò ramingo e solo“), mit überraschenden dynamischen Kontrasten und lässt die Turbulenz der Emotionen, den zwiespältigen Sturm der Gefühle, der in jedem hier in einer anderer Form von Verrissenheit aufbrandet, spürbar und lebendig werden. „Ihr tragt die Schuld, tyrannische Götter“ – diese Klage, hier aus dem Mund Idamantes in der Arie „Non ho colpa“, zieht sich als roter Faden durch die auf Machtkonflikte  der Oper.  Mit Idomeneo hat Mozart eine seiner komplexesten Musiken geschrieben und die Inszenierung des Schweizer Regisseurs Urs Häberli  folgt ihr mit viel Gespür für Text, Musik und Handlung.

Im Finale wird Ilia im blauen Mantel und Sternendiadem als eine Art Europa gekrönt, während Elettra, im roten Samtkleid dem demagogischen Oberpriester angeglichen, eine brillantbesetzte Krone trägt und als Sinnbild von Monarchie und Klerus am rechten Rand steht. Die Rolle der Ilia wird herausragend verkörpert von der griechischen Sopranistin Stamatia Gerothanasi. Fulminant ist auch der Chor des Theaters Pforzheim, dem in dieser das barocke Konzept der Opera seria transformierenden Choroper besonderes Gewicht zufällt und der in nahezu jeder wichtigen Szene als Handlungstreiber fungiert. Für das Sängerensemble, das Orchester und Robin Davis gab es bei der Premiere „Standing Ovations“.
Text: Harry Schmidt

Weitere Vorstellungen im April, Mai und Juni. Näheres unter www.theater-pforzheim.de

Tannhäuser

Tannhäuser Kammersänger Armin Kolarczyk, Foto: Arno Kohlem/ Badisches Staatstheater

Kaum ein Werk hat Richard Wagner so sehr herausgefordert wie sein Tannhäuser; keines hat er so intensiv überarbeitet und umgestaltet. Dabei schuf Wagner ein wegweisendes Werk, das die Entwicklung der romantischen Oper hin zum Musikdrama entscheidend vorantrieb. Nun präsentiert das Badische Staatstheater eine Neuinszenierung. Unter der Regie von Vera Nemirova wird Wagners monumentales Mysterienspiel als vielschichtiges Bild einer dystopischen Gesellschaft nach der Katastrophe dargestellt und lenkt den Fokus auf das Schicksal des Einzelnen in Zeiten des Wandels.

Er bleibt ein ewiger Suchender, dazu verurteilt, sein Verlangen niemals zu stillen: Tannhäuser. Er entflieht den Verlockungen der sexuellen Ekstase der Venus, um seine keusche Geliebte Elisabeth wiederzusehen. Um ihr Herz zurückzugewinnen, nimmt er am Sängerwettstreit auf der Wartburg teil. Doch die anderen Minnesänger preisen nur das edle Ideal einer geistigen, erhabenen Minne. Tannhäuser kann nicht anders und stimmt ein Loblied auf Venus und die körperliche Liebe an. Daraufhin wird er von der konservativen Gesellschaft verstoßen, weil er sich im Venusberg seinen fleischlichen Gelüsten hingegeben hat. Einzig Elisabeth bittet um Vergebung für ihn: Er soll nach Rom pilgern, um dort Erlösung für seine ruhelose Seele zu suchen.

Durch die Verwendung mittelalterlicher Legenden um Minnesänger und Heiligenfiguren analysiert Wagner den ewigen Konflikt des modernen Menschen, der innerlich zwischen Sinnlichkeit und Sublimation, Individualität und gesellschaftlichen Zwängen, sexueller Ekstase und körperlicher Entsagung zerrissen ist. Doch wo findet der Mensch Halt, wenn alle Fesseln gesprengt, alle Überzeugungen hinterfragt und alle Grenzen überschritten wurden?

PREMIERE: Sonntag, 31.03.2024 Badisches Staatstheater Karlsruhe, 17.00, weitere Vorstellungen:
Termine und Infos unter: www.staatstheater.karlsruhe.de

„Relevanzmonitor Kultur 2023“.

Das Liz Mohn Center der Bertelsmann Stiftung hat erstmalig eine repräsentative, bundesweite Studie unter dem Titel „Relevanzmonitor Kultur 2023“ veröffentlicht, die den aktuell wichtigsten Fragen nachgegangen ist:
– Welchen Stellenwert haben klassische Kulturangebote in Deutschland noch?
– In welchem Maße sollte die Arbeit an Theaterhäusern weiterhin öffentlich finanziert werden?
– Wie steht es um das konkrete Interesse von Jung und Alt?
– Was wünschen sich die Menschen von den Kulturinstitutionen?
– Was für Ableitungen sind möglich für Kulturpolitik und die Theaterhäuser?

Im Podcast von „Alles klar, Klassik?“ von und mit Axel Brüggemann stellt Dorothea Gregor, Projektleiterin und Kulturexpertin im Liz Mohn Center die Ergebnisse vor. Als Interviewpartner ebenfalls dabei: Dominique Meyer, der Intendant der Mailänder Scala, Sarah Wedl-Wilson, Kulturstaatssekretärin in Berlin, Daniel Herzog vom Theater Augsburg, Jacob Bilabel vom Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit, Simone Dollmann von PS Music Berlin, Dr. Vera Allmanritter vom Institut für kulturelle Teilhabeforschung und Matthias Meis, Geschäftsführer des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung.
Der gesamte Ergebnisbericht ist auf der Seite des Liz Mohn Centers zum Download verfügbar.