Am Festspielhaus Baden-Baden wird Jules Massenets Oper Werther von Robert Carsen, dem vielfach ausgezeichneten kanadischen Bühnenbildner in Szene gesetzt. Die musikalische Leitung hat Thomas Hengelbrock und der Tenor der Stunde – Jonathan Tetelman – übernimmt die Titelrolle.
Goethes Werther, eine zeitlose Geschichte von unerfüllter Liebe und lebensbedrohlichem Schmerz, transformiert für die Opernbühne durch den französischen Spätromantiker Jules Massenet (1842-1912), besticht durch hochmelodiöse Arien, die man sofort nachpfeifen möchte und durch ein musikalisches Schicksalsthema, das seine niederstreckende Kraft nach und nach entfaltet. Dazu verfügt das Werk über erzählerische Raffinesse, die die Herzen des Publikums berührt und sie mit der emotionalen Reise der
Charaktere mitschwingen lässt.
Den Werther singt der chilenisch-US-amerikanische Tenor Jonathan Tetelman, der als aufstrebender Star der Opernwelt gilt. Er ist für seine außergewöhnliche Stimme und seine kraftvolle Interpretation bekannt und hat das Potenzial, zu einem der herausragenden Tenöre seiner Generation zu werden. Er besitzt eine breite Palette musikalischer Fähigkeiten und ist in verschiedenen Genres wie Oper, Oratorium und Liedgesang gleichermaßen erfolgreich. Tetelmans Stimme zeichnet sich durch eine beeindruckende Durchsetzungskraft, eine reiche Klangfülle und eine klare Intonation aus. Er beherrscht sowohl die lyrischen, sanften Passagen als auch die dramatischen und kraftvollen Momente. Sein Gesangsstil lässt sich als ausdrucksstark, emotionsgeladen und fesselnd beschreiben. Darüber hinaus ist Tetelman für sein Charisma und seine Bühnenpräsenz bekannt. Während er singt, ist er in der Lage, eine tiefe Verbindung zu seinem Publikum herzustellen und seine Musik mit Leidenschaft und Hingabe zu vermitteln. Während in Baden-Baden noch am Jahresprogramm 2023 gearbeitet wurde, gelang dem „Tenore spinto“ außerdem so etwas wie der Hauptgewinn der Szene: Er brachte 2022 seine erste Solo-CD heraus – und das gleich bei der Deutschen Grammophon im Exklusivvertrag.
Die Neuinszenierung Werther stammt vom kanadischen Regisseur Robert Carsen, dessen szenische Sprache in der ganzen Welt verstanden wird. Er ist für seine innovativen und provokativen, kühnen, einfallsreichen und ästhetisch ansprechen Inszenierungen bekannt und hat in den renommiertesten Opernhäusern und Theaterhäusern weltweit gearbeitet. Sein in Köln inszenierter Ring des Nibelungen wurde nicht nur in Shanghai, sondern auch bei der EXPO gezeigt. Am Dirigentenpult steht Thomas Hengelbrock, dessen epochen- und spartenübergreifendes Schaffen auf profundem Wissen um Sinn und Gehalt der Werke und einer detaillierten Auseinandersetzung mit dem musikalischen Text basiert. Einer seiner Schwerpunkte liegt auf musikalisch-literarischen Projekten. Es ist eine fesselnde und bewegende Produktion zu erwarten, die die Kraft der Oper, Geschichten durch Klang und Emotion zu erzählen, spannend in Szene setzt.
Jonathan Tetelman kam 1988 im chilenischen Castro zur Welt. Er wurde im Alter von sieben Monaten adoptiert und wuchs bei seinen amerikanischen Eltern in Princeton in New Jersey auf. Einer der Musiklehrer dort wurde auf die stimmliche Begabung des jungen Jonathan aufmerksam und so erhielt er ersten Unterricht an der American Boychoir School in Princeton. Seinen Bachelor-Abschluss als Bariton machte Tetelman an der Manhattan School of Music. Anschließend setzte er sein Studium an der Mannes School of Music fort, wo er sukzessive ins Tenorfach wechselte; diese Entwicklung schloss er später bei seinem Lehrer Mark Schnaible ab, der bis heute für ihn sowohl Lehrer als auch Mentor ist. Während Tetelman abwartete, wie es mit der Entwicklung seiner Stimme weitergehen würde, verdiente er seinen Lebensunterhalt als DJ in einem Club in Manhattan. »Das war meine Quarterlife-Crisis«, sagt er humorvoll im Rückblick. Als der Job seinen Reiz verlor, beschloss er, sich erneut auf den Gesang zu konzentrieren, ein Entscheidung, die schließlich zu Wettbewerbserfolgen führte – darunter ein Platz im Finale der Mildred Miller International Voice Competition (2016) und der erste Preis bei der New York Lyric Opera Theatre Competition (2017). Professionelle Engagements als Sänger folgten. Befragt, wie er das alles bewerkstelligt habe, antwortet Tetelman: »Ich habe mich praktisch sechs Monate lang eingeschlossen. Allerdings habe ich auch als Kellner gearbeitet, um mir, unterstützt von meiner Familie, mehrere Unterrichtsstunden pro Woche leisten zu können. Ich hörte mir alte Aufnahmen an und studierte YouTube-Clips von großen Interpreten. Zudem perfektionierte ich meine Technik und meine Stimmbeherrschung, bis sie saß, wobei ich mir auch aneignete, wie ich mein Stimme schützen kann. Irgendwann war ich am Ziel und in der Lage, meiner Leidenschaft nachzugehen.«
Termine:
Fr, 24.11. // 19:00
So 26. 11. // 17:00
Karten: www.festspielhaus.de, Fon 072 21/30 13-101