The „Voice“ in Stuttgart

Nachkritik
Jonas Kaufmann – The Voice – der Tenor der Stunde – begehrt und umjubelt auf allen wichtigen Konzert- du Opernbühnen der Welt, von der Met, über die Scala bis nach Salzburg.
Der Tenor, bekannt für sein warmes dunkles Timbre mit gleichzeitiger müheloser Höhe, verfügt noch dazu neben seinem stimmlichen Können über eine charismatische und mitreißende Bühnenpräsenz. Im Rahmen seiner Tournee mit Arien von Verdi und aus dem Verismo gastierte Jonas Kaufmann am 18. Mai auch in der Stuttgarter Liederhalle. Im ersten Teil widmete sich Kaufmann den großen Tenorarien von Verdi und begann mit der Arie „Celeste Aida“ des Radames aus „Aida“ und endete vor der Pause mit dem dramatischen Othello-Monolog.
In Stuttgart konnte man einen gereiften Kaufmann erleben, einer der sein Instrument perfekt beherrscht und weiß ökonomisch mit seiner Stimme umzugehen. Keine Frage. Kaufmann ist der Meister der feinen Töne, bei ihm gibt es kein polterndes zur Schau stellen der eigenen Stimme – sein Credo lautet vielmehr den Rollen und Arien und ihrer Agogik mit allen Zwischentönen – von Piano bis Fortissimo optimal gerecht zu werden. Sein subtiler und feinsinniger Umgang mit den Verdi-Arien im ersten Teil bewegte, gleichzeitig hätte man sich an manchen Stellen mehr stimmliche Kraft gewünscht. Erste Anzeichen eine gewissen Ermüdung? Man kann nur vermuten, geholfen hatte es ihm jedenfalls, dass es im ersten Teil des Konzerts jeweils längere orchestrale Zwischenspiele zwischen den Arien gab, die offenbar bewusst gewählt wurden, um Kaufmann größere Pausen zu gönnen. Mit der Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Jochen Rieder hatte Kaufmann einen zuverlässigen Klangkörper an seiner Seite, obgleich man sich vom Orchester vor allem im ersten Teil des Konzerts etwas weniger Lautstärke gewünscht hätte. Das Klangverhältnis war nicht immer ausgewogen. Dies mag auch an der großen Besetzung gelegen haben und auch an den akustischen Tücken des Beethovensaals. An der Spitze ist es bekanntermaßen einsam… zweifellos gehört Jonas Kaufmann nach wie vor zu ersten Riege der Tenöre weltweit, aber die Strahlkraft seiner Stimme ist nicht mehr ganz so durchgängig und selbstverständlich wie früher präsent, einer der Gründe dafür mag sicher auch darin liegen, dass er mittlerweile zu den „Viel-Sängern“ gehört, die weltweit von Konzert zu Konzert und von Opernrolle zu Opernrolle eilen, ein kräftezehrender Marathon, der seinen Tribut fordert. Im zweiten Teil des Abends begeisterte Kaufmann nach der Pause aber dann doch mit Arien des italienischen Verismo wie mit Leoncavallos berühmten „Bajazzo“-Arie. Nach der Pause klang die Stimme insgesamt ausgewogener, voller und runder und die hohen Töne fast immer makellos und im emotionsgeladenen Fluss der Arien. Ob Federico aus Francesco Cileas „L’Arlesiana“ oder die bewegende Arie Turridu aus Mascagnis „Cavalleria rusticana“ hier zeigte Kaufmann sein ganzes sängerisches Repertoire von lyrischen feinen Linien, über dramatisch-affektgeladenen Passagen bis hin zu den berühmt-berüchtigten hohen G- und C-Stellen. Der zweite Teil zeigte jenen Jonas Kauffmann für den die Klassikwelt und seine Fangemeinde ihn lieben und verehren. Das sichtlich gerührte Publikum belohnte seine Leistung mit jeder Menge Bravo-Rufen, Standing Ovations und er dankte zurück  mit insgesamt fünf Zugaben, darunter „Tenor-Hits“ wie „Mattinata“, „Come un bel di maggio“, „Ombra di nube“ und „Non ti scodar di me“…

Ein Beitrag von Claudia Fenkart

Gregor Hohenberg / Sony Classical
Konzertankündigung
Seit seinem Debüt an der Metropolitan Opera New York im Jahr 2006 zählt der Tenor Jonas Kaufmann zu den führenden Klassik-Solisten weltweit und verkörpert den Inbegriff des Opernstars im 21. Jahrhundert. Publikum und Presse beeindruckt er nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch durch die Intensität seines Bühnenspiels und enormen Ausdrucksstärke. Dabei beherrscht Kaufmann die gesamte Bandbreite des Tenor-Repertoires und legt großen Wert auf Vielseitigkeit und Flexibilität. Ob Oratorien, Operetten, italienische Schlager oder Wiener Lieder – Kaufmann begeistert und überrascht immer wieder mit seinem vielseitigen Repertoire. Für seine Leistungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter als Bayerischer Kammersänger und mit dem Bundesverdienstkreuz. Als Botschafter der Vereinten Nationen setzt er sich für ein besseres Miteinander und eine nachhaltige Zukunft ein. Durch seine Kunst möchte Kaufmann eine Brücke schlagen und das Bewusstsein für unsere gemeinsame Kultur und Verantwortung fördern – für eine bessere Welt. In Stuttgart wird Jonas Kaufmann nun seine persönlichen Lieblingsarien der italienischen Oper, darunter berühmte Arien von Verdi, Puccini, Mascagni und Leoncavallo. Begleitet wird er von Deutschen Staatsphilharmonie unter der Leitung von Jochen Rieder.
Veranstalter: Stuttgart Konzert
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