Im Innern

Die Alison und Peter Klein Stiftung hat zum sechsten Mal den Stiftungspreis Fotokunst vergeben. Dazu präsentiert die neue Ausstellung im KUNSTWERK  Sammlung Klein in Nussdorf zwölf künstlerische Positionen zum Thema „Im Innern“.

Alina Frieske, variable position, 2021, Archival Pigment Print auf Barytpapier, 160 x 123 cm © Alina Frieske, Courtesy Fabienne Levy Gallery, Lausanne

Das Thema des Stiftungspreises Fotokunst 2023 „Im Innern“ beschreibt zunächst einen räumlichen oder abstrakten Bereich, der innerhalb eines großen Ganzen liegt und war die theamtische Vorgabe für die Einreichung
der künstlerischen Arbeiten.
Dabei sollte das Medium Fotografie die Basis bilden, bildnerische Motive aber auch Entstehungsorte aktiv und bewusst in das Thema mit einzubeziehen. Gleichzeitig will das Thema aber auch eine Brücke schlagen zur inneren Vorstellungswelt, zu individuellen mentalen Bildern und emotionalen Erfahrungen, die im Gedächtnis verankert sind. Auf diesen Grundlagen bieten die im KUNSTWERK präsentierten Beiträge ein interessantes Spektrum von künstlerischen Auseinandersetzungen, die sich in ganz unterschiedlicher Weise im Assoziationsraum des Titels positionieren.
Vorgestellt werden Arbeiten von Jessica Backhaus, Lia Darjes, Alina Frieske, Jette Held, Alwin Lay, Sara-Lena Maierhofer, Monika Orpik, Moritz Partenheimer, Helena Petersen, Martina Sauter, Berit Schneidereit und Kathrin Sonntag.
Sowohl die Auswahl der Kandidat*innen als auch die Entscheidung über die Preisvergabe erfolgten jeweils durch eine Jury. Und sie entschied einstimmig, den diesjährigen Preis an zwei Positionen zu vergeben und zwar an Kathrin Sonntag und Alina Frieske. Die 1981 geborene Kathrin Sonntag besticht in ihrer Reihe „Körperteile“ durch ihre poetische Kombination von fragmentarischen Skulpturen und Alltagsgegenständen, die eine tiefsinnige Ebene eröffnen und die Assoziationskraft und Imagination der Betrachtenden anregen. Dazu tragen auch die Bild-Titel bei, die zudem den leisen Humor der Fotografien steigern. Darüber hinaus bestechen die Bilder von Kathrin Sonntag durch eine auffällige Präsentationsweise, die sowohl ortsspezifisch auf die Bedingungen der Räumlichkeiten Rücksicht nehmen und ferner das Zusammenspiel der Bilder untereinander betonen. Im Stile einer Bildhauerin interessiert sich die Künstlerin nicht allein für das abgebildete Material, sondern agiert auch als Gestalterin des Raumes und der inneren Bild-Bezüge.
Der „Förderpreis“ ging an die 1994 geborene Künstlerin Alina Frieske. Sie überzeugte die Jury mit einer Werkserie, die auf intelligente und eigenständige Weise die heutigen Bedingungen des Mediums Fotografie thematisiert und hinterfragt. Die im ersten Moment gemäldegleich anmutenden Stillleben und Porträts entpuppen sich bei genauerer Betrachtung als Assemblage aus einer Vielzahl an Screenshots und Nahaufnahmen in niedriger Auflösung. Datenfragmente also, welche die Künstlerin aus einer Vielzahl an Selfies und alltäglichen Szenen aus Social Media-Plattformen extrahiert hat und in einem langsamen Prozess des Collagierens zu neuen Bildern zusammenfügt. Damit gelingt ihr eine bezeichnende Analogie zu heutigen Prozessen hinter unserer Datennutzung: Je mehr Datenspuren wir im Netz hinterlassen, desto genauer wird unser Profil. Und erst die Vielzahl an Fotografien und Daten in den Training Data Sets, wie sie für das Trainieren von Künstlicher Intelligenz verwendet werden, ermöglichen den Algorithmen, auf dieser Grundlage zu lernen und ein immer realistischer anmutendes Bild zu erschaffen. Was zunächst an eines der ältesten Medien der Kunstgeschichte – die Malerei – denken lässt, erweist sich bei zweiter Betrachtung, „im Innern“ des Bildes, als eine höchst zeitgemäße Analogie zu unserer digital vernetzten Datenwelt und der Rolle des Mediums Fotografie darin.

Kathrin Sonntag, Bizeps – aus der Serie Körperteile,
2020, Inkjetprint, 73 x 48,5 cm, © Kathrin Sonntag
und Galerie Kadel Willborn, Düsseldorf

Dauer: noch bis 24. März 2024
Der Stiftungspreises Fotokunst ist ein Förderpreis für Künstler*innen der jungen und mittleren Generation, die in Deutschland leben und arbeiten und ist
mit 10 000 Euro dotiert.
Weitere Info zur Ausstellung und zu allen Teilnehmer*innen: www.sammlung-klein.de