Auf der Suche nach der Blauen Blume

Carl Philipp Fohr zählt zu den großen Malern der Romantik und verkörpert durch seinen frühen Tod den Inbegriff des «frühvollendeten Künstlers». Der aus Heidelberg stammende Künstler ist nur 23 Jahre alt geworden, hat aber ein um so beachtlicheres Werk von überragendem, künstlerischem Rang hinterlassen: mehr als 800 Zeichnungen und Aquarelle sowie 7 Gemälde, einige Grafiken und unverwechselbare Beteiligungen an den Werken befreundeter Künstler. Grundmotiv von Fohrs Landschaftskunst ist das Ineinanderwirken des von Menschen Gebauten und des Gewachsenen, von geschichtlichem Relikt und Natur.

Landschaft bei Rocca Canterano im Sabinergebirge »Große italiänische Gebirgslandschaft mit Hirten«, 1818 © Hessische Hausstiftung, Kronberg im Taunus

Mit den Aquarellen des sogenannten Neckarskizzenbuchs schuf er etwas gänzlich Neues, indem er historisch bedeutsame Landschaften mit figürlichen Historien verband. Fohr verstand Landschaft als Ort geschichtlicher Taten, wobei die Burgruine als geschichtliches Relikt in der Landschaft auftaucht. Er beschäftigte sich mit der Geschichte dieser Bauwerke und der dazugehörigen Sagen- und Märchenwelt. Sie fanden Eingang in seine Bilder und lassen sie für den Betrachter bis heute lebendig werden. Für seine Historiendarstellungen wurde Carl Philipp Fohr ebenso bewundert wie für seine eindrucksvollen Porträts seiner studentischen Freunde in Heidelberg und seiner Künstlerkollegen in Rom.

Burg Hornberg am Neckar, 1814 © Hessisches Landesmuseum Darmstadt. Wolfgang Fuhrmannek

Die hervorragende Monografie, samt komplettem Werkverzeichnis und zahlreichen Dokumenten, verfasst von dem engagierten Fohr-Kenner und -Liebhaber Peter Märker, listet und kommentiert an die 900 Arbeiten des Künstlers. und seines bisher wenig bekanntem Werks, Das siebenhundert Seiten starke Buch belebt das grandiose Fragment eines Lebenswerks und manifestiert dabei Carl Phillip Fohrs Stellung innerhalb der Kunst der deutschen Romantik.

Peter Märker Carl Philipp Fohr
1795-1818. Monographie und Kritisches Werkverzeichnis Verlag: Hirmer ISBN: 978-3-7774-2174-2

Fohr mit seinem Hund Grimsel auf dem Weg nach Italien, 1816 © Johannes von Malinckrodt, München, Privatsammlung

Noch ein Tipp – Obwohl Landschaften den weitaus größten Teil seines Œuvres ausmachen, finden sich auffällig häufig humorvolle Darstellung von Hunden aller Couleur – zusammengetragen in dem zauberhaften Bändchen Die Hunde des Carl Philipp Fohr. Treue Freunde, freche Schelme, wachsame Hüter oder geduldige Wirtshausbegleiter: Neben einer Vielzahl von Hunderassen hat Fohr auch seine eigenen Vierbeiner Line, Suldan und natürlich Grimsel verewigt. Der Hund begleitete den Künstler auf seiner Wanderung von Heidelberg nach Rom im Jahr 1816, mehrfach festgehalten auf den Blättern dieser Italienreise. In Fohrs Entwürfen für ein Gruppenbild der deutschen Künstler in Rom, das sich an Raffaels Die Schule von Athen orientiert, nimmt Grimsel sogar den Platz des griechischen Philosophen Diogenes ein. Was den unkonventionellen Diogenes, Fohrs Hundebildnisse und seine eigene aufbrausende Natur miteinander verbindet, wird in diesem Band anhand einer Vielzahl von Abbildungen und eines fundierten wie unterhaltsamen Essays dargelegt, der aus der Feder des Fohr-Experten Peter Märker stammt.


Peter Märker

Die Hunde des Carl Philipp Fohr Verlag: Klinkhardt & Biermann
ISBN: 978-3-943616-38-5

Über den Autor:
Peter Märker leitete nach beruflichen Stationen am Städel Museum in Frankfurt a. M. und an der Universität Tübingen bis zur Pensionierung die Graphische Sammlung des Landesmuseums Darmstadt. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Kunst des 19. Jahrhunderts, zu der er zahlreiche Publikationen veröffentlichte, darunter den Bestandskatalog der Zeichnungen Carl Philipp Fohrs sowie dessen 2015 erschienenes Werkverzeichnis.