Tonangebend

Figur „Abisag“, Entwurf: Vally Wieselthier, Ausführung: Keramische Werkstätte Vally Wieselthier Wien, 1924 © Badisches Landesmuseum,
Fotograf: Peter Gaul

Die aktuelle Sonderausstellung „Tonangebend – Starke Frauen und ihre Kunst 1918 – 1954“ im Keramikmuseum in Staufen präsentiert das Schaffen von zehn herausragenden Keramikerinnen, die in der Zwischenkriegszeit tätig waren. Durch ihre Werke wird nicht nur ihr Streben nach Selbständigkeit und Anerkennung im Bereich der Keramikkunst deutlich, sondern es entsteht auch ein faszinierender Einblick in die stilistischen, kulturgeschichtlichen und politischen Entwicklungen dieser Zeit. Zur Ausstellung ist auch ein Bildband erschienen.
Buch und Ausstellung stellen berühmte Persönlichkeiten wie Eva Zeisel, Margarete Heymann-Loebenstein oder Vally Wieselthier vor, die einen modernen und emanzipierten Frauentypus par excellence verkörperten. Hinzu kommen ebenso weniger bekannte Keramikerinnen wie Martha Katzer, oder auch jene, die nahezu vollständig in Vergessenheit geraten sind, wie Ilse Hohenreuther und Else Bach.

Das Keramikmuseum befindet sich in einem historischen Hafnerhaus in der Altstadt Staufens. Die Töpfertradition wurde in diesem Haus bereits seit dem Mittelalter ausgeübt. Während des 20. Jahrhunderts wohnten und arbeiteten hier der Hafner Josef Maier und der Kunstkeramiker Egon Bregger. Josef Hafner produzierte in der Werkstatt Gebrauchsgeschirr und als die Nachfrage sank, entwickelte er eine bunte, mit volkstümlichen Sprüchen belebte Zierkeramik – und traf damit den Geist eines heimatbegeisterten, städtischen Kundenkreises. Nach seinem Tod übernahm sein Schwiegersohn Egon Bregger den Handwerksbetrieb und verwandelte ihn in eine künstlerische Experimentierstätte. Der Künstler wurde am Bauhaus von Otto Lindig ausgebildet. In seiner Werkstatt in Staufen fertigte er kostbare Einzelstücke an. Seine Vasen und Schalen sind beeindruckende Erzeugnisse keramischen Schaffens des 20. Jahrhunderts. Einiges von der Ausstattung, die Josef Maier und Egon Bregger in ihrer Werkstatt nutzten, ist bis heute erhalten. In dem Museum, in das sich das Wohnhaus mit Werkstatt 1991 wandelte, können eine Tongrube, eine Drehscheibe und zwei unter Denkmalschutz stehenden Holzbrennöfen betrachtet werden. In einer Dauerausstellung werden das Töpferhandwerk und Kunstkeramik nahegebracht. Sechsmal jährlich werden in Wechselausstellungen Keramikarbeiten aktueller Kunstschaffender gezeigt und durch das Landesmuseum Karlsruhe werden jedes Jahr in einer Sonderausstellung Keramikarbeiten aus unterschiedlichen Jahrhunderten gezeigt. Zu den Ausstellungen werden Führungen angeboten und das Museum organisiert gemeinsame Atelierbesuche.

Wandmaske, Entwurf: Ilse Hohenreuther, Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, entworfen 1929, hergestellt bis 1935 © Badisches Landesmuseum,
Fotograf: Peter Gaul
Keramikgruppe mit Uranglasur, Entwurf: Martha Katzer, Ausführung: Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, 1935–1939© Badisches Landesmuseum, Fotograf: Peter Gaul

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Februar 2024 – 30. November 2024 im Keramikmuseum Staufen
Öffnungszeiten:
Mi–Sa 14–17 Uhr So 12–17 Uhr