Ein Abschied mit Symbolkraft – In seiner letzten Saison als Generalmusikdirektor des Stuttgarter Staatsorchesters lädt Cornelius Meister eine Reihe seiner Vorgänger ein. Die Solistenpartien in den Sinfoniekonzerten der Spielzeit 2025/26 sind indes überwiegend aus den Reihen des Ensembles besetzt.

Zwei bezeichnende Gesten kennzeichnen die Abschiedsspielzeit des Hannoveraners. Für vier der sieben mit dem Staatsorchester in der Saison 2025/26 anstehenden Sinfoniekonzerte hat Meister seine GMD-Vorgänger Sylvain Cambreling, Dennis Russel Davies, Manfred Honeck und Lothar Zagrosek eingeladen. Zudem sind Solistenpartien vorwiegend aus den Reihen des Ensembles besetzt. Der scheidende GMD selbst wird neben den Premieren von „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Dialogues des Carmélites“ im 2. Sinfoniekonzert die deutsche Erstaufführung des Tripelkonzerts „Process“ leiten, das Ivan Danko, erster Solooboist des Staatsorchesters seit 2001 und „Composer in Focus 2025/26“, komponiert und 2024 zu Kafkas 100. Todestag in Prag uraufgeführt hat. Dazu stehen mit „Don Juan“ und „Tod und Verklärung“ zwei Tondichtungen von Richard Strauss sowie Mozarts „Adagio und Fuge c-Moll“ (KV 546) auf dem Programm. Gegen Ende der Spielzeit komplettiert Meister seinen Mahler-Zyklus mit dem Staatsorchester: Auf drei Tage verteilt kommen die erste, die sechste und die neunte Sinfonie des österreichischen Komponisten im Beethovensaal der Liederhalle zu Gehör. Für Meister, der 2022 in Bayreuth kurzfristig für Pietari Inkinen einsprang und „Der Ring des Nibelungen“ dirigierte, schließen sich damit gleich mehrere Kreise (Mendelssohn, Brahms, Schumann, Beethoven). Des Weiteren wird er das Stummfilmkonzert „Gold Rush“ dirigieren und ein Liedkonzert mit Esther Dierkes und Björn Bürger am Klavier begleiten.
Sylvain Cambreling, der 2018 hier in Stuttgart die gleichnamige Oper aus der Taufe hob, stellt Toshio Hosokawas Orchestersuite „Erdbeben. Träume“ vor, Dennis Russell Davies Bedřich Smetanas Zyklus sinfonischer Dichtungen „Má vlast“ (Mein Vaterland), dessen zweiter Teil als „Die Moldau“ eines der bekanntesten Werke nicht nur Smetanas, sondern der klassischen Musik überhaupt ist. Ein gewissermaßen „amerikanisches“, um Tanz und Jazz zentriertes Programm leitet Manfred Honeck mit Werken von Carlos Simon, Erwin Schulhoff und Dvořáks Sinfonie Nr. 9 („Aus der Neuen Welt“). Mit Mozart und Bruckner gestaltet Lothar Zagrosek den Ausklang der Sinfoniekonzertsaison des Staatsorchesters, Sopranistin Claudia Muschio steuert zwei Konzertarien Mozarts bei. Eine Kammerkonzertreihe im Mozartsaal der Liederhalle (darin die Uraufführung von Dankos „Frustation of the Tolerance“), Sonder-, Lunch- und Liedkonzerte runden das reichhaltige Angebot der Staatsorchester-Spielzeit 2025/26 ab. Text: Harry Schmidt
Weitere Info., Programm und Karten: www.staatsoper-stuttgart.de
