Idylle und Extreme

Das Violinkonzert des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn mit Violinist Michael Barenboim am Mittwoch, den 14. Juni verspricht ein Abend der Extreme zu werden. Gespielt werden Stücke von Ralph Vaughan Williams, György Ligeti und Joseph Haydn, die sich durch ihre verschiedenen klanglichen Qualitäten ergänzen.

Das Gedicht »The Lark Ascending« von George Meredith umschreibt treffend das britische Landleben. Durchaus naheliegend, dass Ralph Vaughan Williams für sein gleichnamiges Konzertstück für Violine und kleines Orchester unter anderem auf die pentatonische Tonleiter zurückgriff – als Inbegriff für das Natürliche.
Viel weiter in der Verwendung kompositorischer Mittel ging György Ligeti. Wie in seinem Cellokonzert, so enthält auch sein Violinkonzert teils extreme Ausprägungen von Tempo und instrumentaler Klanglichkeit. Die enorme Bandbreite von Ligetis Sprache umfasst mikrotonale Elemente ebenso wie Anleihen bei ungarischer oder bulgarischer Folklore.
Musikalische Extreme anderer Art enthält die Sinfonie Nr. 49 von Joseph Haydn. Der nicht von Haydn stammende Beiname »La Passione« hat zu etlichen unbelegten Hypothesen geführt. So soll der Komponist mit der Musik wahlweise auf einen Todesfall oder das Abbrennen seines Hauses reagiert haben. Jenseits solcher Kolportagen: Die Sinfonie enthält viele dramatische Stellen, teils diffizile Rhythmik sowie eine für die damalige Zeit außergewöhnlich weitgespannte Dynamik. Auffällig auch die dem Typus der Kirchensonate entlehnte Satzreihenfolge langsam-schnell-langsam- schnell – innerhalb der Gattung der Sinfonie eine Seltenheit.

Case Scaglione, Chefdirigent © Nikolaj Lund

Mi 14.06.23, 19.30 Uhr 
18.45 Konzerteinführung

Harmonie Heilbronn
Theodor-Heuss-Saal

Karten und weitere Informationen unter www.wko-heilbronn.de.

 

Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn (WKO) ist das Lebenswerk des Dirigenten Jörg Faerber. Er gründete das Orchester 1960 und führte es zu internationalem Renommee. Auf Jörg Faerber und seine visionäre Arbeit folgte im Jahr 2002 Ruben Gazarian. Mit Gazarian vollzog sich eine deutliche Erweiterung des Repertoires – eine Linie, die sein Nachfolger, der seit der Spielzeit 2018/19 als Chefdirigent amtierenden US-Amerikaner Case Scaglione, konsequent weiterverfolgt. Dieser war zuvor als Associate Conductor der New Yorker Philharmoniker und Musikdirektor des Debütorchesters der Young Musician Foundation of Los Angeles tätig und ist als Gastdirigent weltweit gefragt.

Das musikalische Können dieses Ensembles zeigt sich dadurch, dass es sowohl vermag eine energetische und orchestrale Klangpracht zu entfalten und gleichzeitig auch über die kammermusikalischen Tugenden des aufeinander Eingehens und gegenseitigen Zuhörens verfügt. Letzteres ermöglicht auch Aufführungen, bei dem das Orchester entweder vom Solisten- oder dem Konzertmeisterpult aus geleitet wird. Der individuelle Klang des Orchesters prägt wesentlich das Musikleben seiner Heimatregion. So gibt es eigene Abonnementreihen in Heilbronn und Ulm, sowie regelmäßige Musiktheater-Produktionen mit dem Theater Heilbronn. Doch auch auf wichtigen internationalen Bühnen ist das WKO ein viel geladener Gast. Jüngst spielten sie im Concertgebouw Amsterdam, im Königin-Elisabeth-Saal Antwerpen, in der Kölner Philharmonie, der Elbphilharmonie Hamburg sowie beim Rheingau Musik Festival.