Sei es die biblische Judith, die Holofernes köpft oder Charlotte Corday, die den französischen Revolutionären Jean-Paul Marat ersticht, weibliche Kriminelle polarisieren noch heute. Warum ist das so? Und warum wissen wir so wenig über sie? Das Museum LA8 in Baden-Baden präsentiert derzeit die Ausstellung „Criminal Women“(bis 29. Februar 2024) über die Geschichte der weiblichen Kriminalität vom 19. Jahrhundert bis zur Zeit des Nationalsozialismus.
Die Kuratorinnen Jadwiga Kamola, Ksenija Chochkova-Giese und Sabine Becker bringen hierbei Objekte aus den Bereichen Kriminologie, Technik- und Medizingeschichte mit Kunstwerken des 19. und 20. Jahrhunderts zusammen. Ziel ist es dabei, Frauen zwischen ihrer Kriminalisierung und ihren individuellen Tatmotiven zeitgemäß neu zu verorten und eine breite öffentliche Diskussion sowie wissenschaftliche Analyse anzuregen. Dazu lädt das Museum auch zu Veranstaltungen: Am 13. Oktober 2023, findet ein öffentliches Gespräch zwischen Jadwiga Kamola (Kuratorin der Ausstellung) und Frauke Steinhäuser (Historikerin) über die Rolle der Frau im Nationalsozialismus statt, Beginn ist 17.00. Am Samstag, den 18. November 2023, gibt es eine Filmvorführung im Kino „moviac“ in Baden-Baden. Gezeigt wird der Film „Effigie-Das Gift und die Stadt“ (2019) über die Serienmörderin Gesche Gottfried (1785-1831), mit einleitenden Worten des Regisseurs Udo Flohr. Am Samstag, den 20. Januar 2024, wird Holger Schmidt, Journalist, Terrorismusexperte SWR einen Vortrag von über weibliche Terroristinnen halten. Der lesenwerte Begleitband „Criminal Women“ zur Ausstellung untersucht ergänzend den facettenreichen Begriff einer „weiblichen Kriminalität“. Fragen wie: Wer wurde als Kriminelle im 19. Jahrhundert verstanden? Wie wurden kriminelle Frauen erfasst und dargestellt? Wie verschmolzen Kriminalfälle, fiktionale Schilderungen und künstlerische Motive zu tradierten Vorstellungen vom „weiblichen Verbrecher?“ wird mittels neuester Erkenntniss sachkundig beantwortet. Erschienen ist das Buch im Verbrecher Verlag (ISBN 978-3-95732-554-9) und ist im Museushop erhältlich und im Buchhandel.