Martin Suter, der erfolgreichste Gegenwartsautor der Schweiz, schreibt zuverlässig einen Bestseller-Roman nach dem anderen. Zuletzt hat er mit »Melody« alle Verkaufsrekorde gebrochen. Auch fünf Theaterstücke gehören zu seinem Oeuvre, in denen er ebenso wie in seiner Belletristik den Geheimnissen und Abgründen hinter gutbürgerlichen Fassaden auf der Spur ist. Das Theater Heilbronn hat jetzt mit »Über den Dingen«, sein erstes Theaterstück auf die Bühne gebracht.
Suters Blick in die Abgründe der menschlichen Seele gerät darin besonders humorvoll und absurd, denn er verleiht ganz normalen Alltagsgegenständen Stimme, Charakter und eine Meinung und lässt diese aktiv in das Leben seines Protagonisten eingreifen.
Wenn Reto nach der Arbeit nach Hause kommt, wartet niemand auf ihn. Die Frau seines Herzens hat ihn verlassen. In Ermangelung von Gesprächspartnern redet Reto mit den Dingen in seiner Wohnung. »Schön backen!«, sagt er zum Ofen. »Schön bügeln!«, fordert er den stummen Diener auf. Und plötzlich! Da antworten ihm die Dinge. Die Pizza ergreift als erste das Wort und redet ihm alles nach. Schließlich beginnt auch noch der Ledersessel zu antworten. Und tut so, als sei er therapeutisch gebildet, weil er jahrelang bei einem Psychiater gestanden hat. Er diagnostiziert ein Einsamkeitssyndrom, wie man es häufig bei frisch Getrennten erlebt. Der Sessel tut sich mit dem Sofakissen zusammen, um Reto einer Schocktherapie zu unterziehen … Total verrückt! Alles nur Einbildung oder Realität?
Wie schafft man es, die Gegenstände zu beleben und ihnen einen individuellen Charakter zu geben? Regisseur Kay Neumann hat sich für eine Mischung aus Schauspiel und Objekttheater entschieden und dafür den Figurentheaterspieler Lukas Schneider mit ins Team geholt, der den Schauspielern das Objekttheaterspiel beigebracht hat. Lukas Schneider war auch in die Gestaltung und Bau aller Objekte einbezogen, damit diese bespielbar sind und im Vorfeld der Proben häufig in den Werkstätten des Theaters zugange. »Unser Auge hat die Tendenz, in allen Dingen ein Gesicht zu sehen«, sagt er. Dies hat er sich zunutze gemacht und dementsprechend die »Dinge« bauen lassen.
Weitere Info & Karten: www.theater-heilbronn.de