„Welcome to Bly“ – die Einladung klingt verlockend! Eine junge Gouvernante soll sich auf dem bilderbuchhaften Landsitz Bly der Erziehung und dem Wohlergehen der elternlosen Kinder Flora und Miles annehmen. Doch sind die kleinen Wesen tatsächlich so unbeschwert und unbedarft, wie sie ihr auf den ersten Blick erscheinen?
Das Motiv der verlorenen Unschuld beschäftigte den Komponisten Benjamin Britten sein gesamtes Leben. Permanent versuchte er, in seinem künstlerischen Schaffen Schutzwälle, Behausungen und Rückzugsorte für die Unschuld zu errichten. Doch die ersehnte Geborgenheit stellte sich nur allzu selten ein. In seiner Oper THE TURN OF THE SCREW dreht er die Vorzeichen um, indem er seine Figuren bewusst dem Unbehausten aussetzt – und das, obwohl er mit Bly, dem friedlichen Anwesen mit seinen starken Mauern, di-cken Türmen und dem weitläufigen Park, den Inbegriff der häus-lichen Idylle auf die Bühne stellt. Doch das ist nur der Anstrich. Hinter den Kulissen lauert eine übermächtige Gefahr. Und so ent-spinnt sich vor den Augen der namenlosen Gouvernante nach und nach ein namenloses Grauen. Mit großer musikalischer Verführungskunst vertonte Britten Henry James’ vieldeutige Gespenstergeschichte über den Untergang der Geborgenheit, die Herrschaft des Verbotenen und die Faszination am Abgrund. Intendant Peter Carp, dessen Inszenierung von Tschaikowskys EUGEN ONEGIN in Freiburg mit großer Begeisterung aufgenommen wurde, nimmt sich der szenischen Umsetzung des verlockenden Musiktheaterwerkes an – und zeigt eine Geschichte voller erotischer Obsessionen, voll von „Thrill und Suspense“, bei der schon die meis-terhafte Musik die Wirkung der Schraubendrehung vollzieht, die der Titel vollmundig verspricht: Hat man sich einmal in diese Geschichte hineindrehen lassen, gibt es kein Entwinden mehr.
Regie: Peter Carp; Bühne: Kaspar Zwimpfer; Kostüme Gabriele Rupprecht; Dramaturgie: Heiko Voss
Weitere Informationen: www.theater.freiburg.de