Internationale Kunst unter freiem Himmel

Der Skulpturengarten am Carmen Würth Forum zeigt 55 meist monumentale Werke rund um das von David Chipperfield Architects entworfene Carmen Würth Forum und auf dem Campus der Würth-Gruppe in Künzelsau. Die Sammlung Würth lädt hier zur Begegnung mit großer internationaler Bildhauerkunst unter freiem Himmel.

Anthony Caro: Cathedral, 1988, Edelstahl, teilweise bemalt, Sammlung Würth, Inv. 15513,

Je nach Licht, Wetterlage und Tageszeit werden die Skulpturen immer wieder neu in Szene gesetzt: Werke von Eduardo Chillida, Anthony Caro, Tony Cragg, Niki de Saint Phalle oder Magdalene Jetelová sowie auch von Magdalena Abakanowicz, Stephan Kern, Heinrich Brummack, Markus Redl, Marc Quinn oder Lun Tuchnowski. 55 überwiegend monumentale Skulpturen verwandeln einen großen Teil des zugänglichen Würth’schen Firmencampus in einen Skulpturenparcour, der die Betrachterinnen und Betrachter unterhält und überrascht. Ein Augenmerk wurde auch auf den 550 Meter langen Weg zwischen Carmen Würth Forum und Konzernzentrale gelegt.

Tony Cragg: Points of View, 2013, Bronze, dreiteilig, Sammlung Würth, Inv. 16698

Schon zur Eröffnung des Carmen Würth Forum 2017 lockte rund ein Dutzend großformatiger plastischer Werke aus der Sammlung Würth Kunstfreunde in den Skulpturengarten. Anlässlich der Fertigstellung des Kongress- und Kulturzentrums mit Museum Würth 2 im Juni 2020 wurde das Ensemble bedeutender internationaler Bildhauerkunst noch einmal kräftig erweitert: Kein Wunder, denn Skulpturen und Plastiken bildeten schon immer einen Schwerpunkt der Sammlung Würth. Anders als im geschlossenen Ausstellungsraum ist die Kunstbetrachtung hier immer auch mit der Naturerfahrung und am Carmen Würth Forum mit der in die Hohenloher Landschaft elegant eingebetteten Architektur von David Chipperfield Architects gekoppelt.

„Wo hört die Skulptur auf? Wo fängt der Raum an?“,
fragte Anthony Caro

Die Werke im Skulpturengarten bieten ein ganzes Spektrum bedeutender Positionen der Moderne und der Gegenwart. Da heißen Georg Baselitz‘ „BDM (Mädchengruppe)“ und „Yellow Song“ das Publikum auf dem Vorplatz des Carmen Würth Forum willkommen und treten in den Dialog mit der ganzen Kontemplation und inneren Kraft, die von Anish Kapoors „Ghost“ ausgeht. Der Brite Tony Cragg (*1949) beweist mit seinen gewundenen Säulen der „Points of View“-Reihe, die immer ein wenig an energisch wirbelnde Derwische, Eistänzer am Ende ihrer Pirouetten oder Flaschengeister erinnern, weshalb für ihn „ein Poltergeist“, der einer Skulptur innewohnt, als Qualitätskriterium für gute Bildhauerei gilt. Anthony Caro thematisiert mit „Cathedral“ den Begriff der „Sculpitecture“ (eine Mischung zwischen Skulptur und Architektur). „Wo hört die Skulptur auf? Wo fängt der Raum an?“, fragte er seine Studenten. Eduardo Chillidas Werke faszinieren mit Archaischem, großer Klarheit, Ernsthaftigkeit der Form und Betonung der Tektonik. Magdalena Jetelová nimmt mit ihrer „Treppe“ in die Leere des Himmels die Irritation unserer Seherfahrungen ins Visier. Bernar Venet lotet mit dem Bogen „221.5° Arc x 5“ die maximale Abstraktion aus.

Alfred Hrdlicka: King Lear – Der geteilte Mensch, 1994, Betonguss, zweiteilig, Sammlung Würth, Inv. 4701;

Große Stärke der Sammlung Würth: Plastik
und Skulptur

Plastik und Skulptur nehmen einen besonderen Stellenwert in der Sammlung Würth ein. „Von ganz wenigen auf Skulpturen spezialisierten Museen wie dem Lehmbruck-Museum in Duisburg abgesehen, dürfte es kein öffentliches Museum und keine private Sammlung geben, die über einen ähnlich differenzierten internationalen Bestand an bildhauerischen Arbeiten der letzten vierzig Jahre verfügt wie die Sammlung Würth“, urteilte einmal der Münchner Kunstkritiker Gottfried Knapp. Nicht zuletzt verfügt die Sammlung Würth, die auch den Würth-Skulpturengarten bei Schloss Arenberg und den Walk of Modern Art in Salzburg ermöglicht, über solide Erfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum.

Helga Vockenhuber: La Nuova Eva, 2012, Bronze, Sammlung Würth, Inv. 18126

Der Skulpturengarten am Carmen Würth Forum ist ganzjährig bei freiem Eintritt geöffnet. Im Museumscafé sind Henkelmänner als Picknickkörbe erhältlich. Mit der App „Würth Collection – Sammlung Würth “ kann man außerdem via Smartphone Informationen zu den Werken abrufen (Die App lässt sich kostenlos im AppStore oder bei Google Play herunterladen). Das Museum Würth 2 im Carmen Würth Forum ist von April bis September täglich von 11 bis 19 Uhr, von Oktober bis März täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Alle Fotos: Julia Schambeck/Ulrich Schmitt