Schauspiel

Nationaltheater Mannheim
Woyzeck von Georg Büchner
Der Soldat Woyzeck hetzt durch sein Leben: Militärischer Drill, Untersuchungen beim Doktor, den Hauptmann rasieren, Dienst – und wieder von vorne. Seine Partnerin Marie und das gemeinsame Kind sehen ihn nur selten und wenn, dann mit Schweiß auf der Stirn. Die Fremdbestimmung zerrt an Woyzeck und greift seinen Körper und Verstand an. Er entwickelt Wahnvorstellungen, die Realität entgleitet ihm und Woyzeck rastet aus. Georg Büchners Fragment gebliebenes Stück ist inspiriert von Mordprozessen aus der Gegenwart des Autors. Schreibend legt der Sozialrevolutionär Büchner Widerspruch gegen die ausschließlich moralische Verurteilung der Täter ein, versucht, ihre Lebensumstände zu rekonstruieren und ihre Beweggründe zu verstehen. Woyzeck ist schuldig – aber ist er auch schuldfähig? Und welchen Anteil hat die Gesellschaft an seinem Verbrechen? Regisseur und das Ensemble übersetzen den Text ins hier und jetzt und blicken auf die Machtverhältnisse und Beziehungen der Figuren untereinander – ein Psychogramm, das in unserer Zeiten aktueller erscheint als je.
Premiere am 20. Oktober 2022 Nationaltheater Mannheim

Theater Konstanz
Quijote
sehr frei nach Miguel de Cervantes
Ein klappriges altes Pferd wird zu einem stolzen Ross namens Rosinante, ein verarmter Mann wird zum Knappen Sancho Panza, eine Frau aus einfachen Verhältnissen wird zur schönen Dulcinea. Cervantes` Quijote sucht das Abenteuer und zieht seit 1605 aus, um Herzen zu erobern und – natürlich – gegen Windmühlen und Gespenster zu kämpfen. Quijotes Abenteuer sind ein Beispiel für Erzählungen, in denen Menschen in ihren Träumen und Fantasien gefangen sind und die Realität ausblenden. Doch was, wenn sich die Wirklichkeit nicht länger leugnen lässt? Oder wenn sich diese noch absurder zeigt als jede fantastische Vorstellung? – Aber braucht es nicht große Gegenentwürfe, ja fantastische Überschreibungen der Wirklichkeit, um Veränderungen herbeizuführen? Regisseur Hannes Weiler zeigt uns den Klassiker der Weltliteratur in seiner Neuinszenierung am Theater Konstanz mit neuen Perspektiven.
Premiere am 21. Oktober 2022, weitere Termine im Okt/Nov/Dez 2022 unter www.theaterkonstanz.de

Badisches Staatstheater Karlsruhe
Anna Iwanowa nach Anton Tschechow
Schauspieldirektorin Anna Bergmann wirft einen neuen Blick auf Tschechows erstes Theaterstück Iwanow und erzählt es aus der Perspektive der in dieser Inszenierung weiblichen Titelfigur. Die privaten Schicksale ereignen sich in Bergmanns Inszenierung vor dem Hintergrund einer nahenden globalen Katastrophe – es droht das Ende der Welt, wie wir sie bisher kannten.

Handlung: „Was ist los mit mir? In welchen Abgrund jage ich mich?“, fragt sich Anna Iwanowa. Ihr Gut ist hochverschuldet. Die Gefühle für ihren Mann abgeflaut, ebenso ihr früheres Interesse für politische Reformen. Als ihr Mann Ärztin unheilbar erkrankt,  flieht sie immer häufiger in die heiteren Abendgesellschaften auf dem Gut der reichen Nachbarn. Dort verliebt sich deren Sohn Sascha heillos in die deutlich ältere Iwanowa. Ein neues Glück wäre denkbar. Denn nach dem Tod ihres Mannes scheint der Weg frei für eine neue – sie auch finanziell sanierende – Liebe zum jungen Sascha. Doch sie zweifelt an der Kraft der Liebe wie an der Zweckhaftigkeit zu Handeln. Der unbeirrbare Glaube an Fortschritt und eine glückliche Zukunft ist ihr abhandengekommen.

Premiere am 29.Oktober 2022 Badisches Staatstheater Karlsruhe

Das Leben des Galilei
von Bertolt Brecht und Musik von Hanns Eisler

Unter den Eindrücken der Novemberpogrome in Deutschland und dem Großen Terror in der Sowjetunion begann Bertolt Brecht 1939 im dänischen Exil die Arbeit an seinem epischen Stück. Anhand der historischen Figur des Wissenschaftlers Galilei, thematisiert Brecht das Dilemma des modernen Gelehrten, Wissenschaftlers und Intellektuellen: Die Abwägung zwischen dem eigenen Wohl und der gesellschaftlichen Verantwortung. Durch eine Mehrfachbesetzung Galileis hebt Regisseur Ronny Jakubaschk das Charakteristikum der Gelehrtenparabel hervor und verdeutlicht die Zeitlosigkeit und Relevanz Brechts für ein heutiges Publikum.
Premiere am 5. November 2022 am Badischen Staatstheater Karlsruhe

Der Gott des Gemetzels
Schwarze Komödie von Yasmina Reza
In Yasmina Rezas preisgekrönter Komödie geraten die beiden Elternpaare Alain und Annette sowie Michel und Véronique in einem fulminanten Schlagabtausch aneinander. Zwei Jungs haben sich geprügelt, und der eine hat dem anderen einen Zahn ausgeschlagen. Nun wollen die Eltern der beiden Haltung zeigen und vorbildlich in aller Ruhe über das Geschehene sprechen. Als der Alkohol auf den Tisch kommt, eskaliert der Abend. Aus Sticheleien werden Wortgefechte, die sogar in Handgreiflichkeiten münden. Am Ende bleibt nur ein Gewinner zurück: Der Gott des Gemetzels.
Die französische Autorin Yasmina Reza erlangte 1994 ihren internationalen Durchbruch mit dem Theaterstück „Kunst“. Seitdem gilt sie als eine der erfolgreichsten Theaterautorinnen der Gegenwart.  2011 wurde das Stück Der Gott des Gemetzels von Roman Polanski mit Stars wie Kate Winslet und Christoph Waltz verfilmt. Mit großem Gespür für psychologische Tiefen wird Anna Bergmann Yasmina Rezas Kammerspiel als virtuoses Schauspielerfeuerwerk auf die Bühne bringen.
Premiere am 10.12.2022 am Badischen Staatstheater Karlsruhe

Der Besuch der alten Dame
Eine tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt
Sie ist wieder da. Ein ganzes Menschenleben liegt zwischen Jugendzeit und Gegenwart der alten Dame. Jetzt ist sie zurück in ihrer Heimatstadt. In Güllen. Was damals geschehen ist, beherrschte ihren Lebensweg. Nun soll es endlich auch das Leben ihres damaligen Liebhabers beherrschen – und beenden. Multimilliardärin Claire Zachanassian, ehemals Kläri Wäscher, und Alfred Ill treffen also in Güllen wieder aufeinander. Zuletzt sahen sie einander vor Gericht, als Ill die Vaterschaft ihres gemeinsamen unehelichen Kindes leugnete und Kläri ins soziale Elend stürzte. Nun träumt die Bürgerschaft der bankrotten Stadt vom ganz großen Geld, das die steinreiche Rückkehrerin wohl hoffentlich sponsert. Sie macht es. Unter einer Bedingung …
Premiere am 18. November im Theater Heidelberg

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