Das großangelegte spartenübergreifende Ballettprojekt, in das Bridget Breiner auch den Badischen Staatschor szenisch wie musikalisch einflicht, bringt etwa 90 Künstler*innen auf die Bühne. Es musste aufgrund der Pandemie mehrfach verschoben werden und kommt nun endlich in ihrer vierten Spielzeit als Ballettdirektorin des Staatsballett Karlsruhe zur Uraufführung.
Zwei Jahrhunderte nach dem wahren historischen Duell von Elisabeth und Maria Stuart, im Jahr 1800, verarbeitete Friedrich Schiller den historischen Stoff der beiden Königinen zu einem Trauerspiel und schuf damit ein packendes Drama zwischen Politik, Rivalität und Weiblichkeit, das auch heute nichts an seiner Bedeutung verloren hat. In der Gegenwart angekommen, nimmt Ballettdirektorin Bridget Breiner Schillers Vorlage zum Anlass, genau diese Themen in den Mittelpunkt ihres Handlungsballetts über die verfeindeten Regentinnen zu stellen. Die Adaption des Dramas als Ballett bedeutet zugleich auch die Kreation einer dritten Perspektive im Umgang mit der historischen Vorlage. Durch Friedrich Schillers Feder erfuhr die reale Geschichte um Maria Stuart und Elisabeth I. bereits eine theatrale Verarbeitung, die die historischen Gegebenheiten zuspitzten und – ganz im Sinne der Entstehungszeit des Dramas – das Publikum mit den universelleren Fragen nach Schuld und Unschuld konfrontieren sollte.
Mit Werken des Briten Benjamin Britten und des zeitgenössischen schottischen Komponisten James MacMillan treffen auch auf musikalischer Ebene englische und schottische Klanggewalten aufeinander, um das Drama spürbar zu machen.
Im Jahr 1587 standen mit Maria Stuart und Elisabeth I. zwei Frauen an der Spitze der Macht in einer sonst von Männern dominierten Welt. Maria Stuart, Königin von Schottland, vermeintliche Mörderin ihres Ehegatten, Anwärterin auf den englischen Königsthron und Führerin der katholischen Opposition trifft auf ihr Gegenstück Elisabeth I. Die Königin von England beherrscht als Sinnbild der tugendhaften Regentin und Beschützerin der anglikanischen Kirche ihr Land mit eiserner Hand. Alles an diesen beiden Frauen schreit nach Auseinandersetzung. Der politische Brandherd wird durch die persönlichen Konflikte beider Rivalinnen nur noch mehr angefeuert. Ein gescheitertes Attentat auf Elisabeth führt zu Maria, die am Ende wegen Hochverrats auf dem Schafott steht.
Was die echten Königinnen wirklich zu ihren Handlungen motivierte, wird für immer ein Geheimnis bleiben, aber ihre dramatischen Spiegelbilder geben uns bis heute die Chance, uns in ihnen wiederzufinden, Parallelen zum Hier und Jetzt aufzuspüren und zutiefst menschliche Konflikte nachzuerzählen, die uns berühren.
Termine:
So. 11.06. 18:30 // Großes Haus
Fr. 16.06. 20:00 // Großes Haus
Fr. 14.07. 20:00 // Großes Haus
Karten und weitere Informationen unter www.staatstheater.karlsruhe.de.