Tannhäuser

Tannhäuser Kammersänger Armin Kolarczyk, Foto: Arno Kohlem/ Badisches Staatstheater

Kaum ein Werk hat Richard Wagner so sehr herausgefordert wie sein Tannhäuser; keines hat er so intensiv überarbeitet und umgestaltet. Dabei schuf Wagner ein wegweisendes Werk, das die Entwicklung der romantischen Oper hin zum Musikdrama entscheidend vorantrieb. Nun präsentiert das Badische Staatstheater eine Neuinszenierung. Unter der Regie von Vera Nemirova wird Wagners monumentales Mysterienspiel als vielschichtiges Bild einer dystopischen Gesellschaft nach der Katastrophe dargestellt und lenkt den Fokus auf das Schicksal des Einzelnen in Zeiten des Wandels.

Er bleibt ein ewiger Suchender, dazu verurteilt, sein Verlangen niemals zu stillen: Tannhäuser. Er entflieht den Verlockungen der sexuellen Ekstase der Venus, um seine keusche Geliebte Elisabeth wiederzusehen. Um ihr Herz zurückzugewinnen, nimmt er am Sängerwettstreit auf der Wartburg teil. Doch die anderen Minnesänger preisen nur das edle Ideal einer geistigen, erhabenen Minne. Tannhäuser kann nicht anders und stimmt ein Loblied auf Venus und die körperliche Liebe an. Daraufhin wird er von der konservativen Gesellschaft verstoßen, weil er sich im Venusberg seinen fleischlichen Gelüsten hingegeben hat. Einzig Elisabeth bittet um Vergebung für ihn: Er soll nach Rom pilgern, um dort Erlösung für seine ruhelose Seele zu suchen.

Durch die Verwendung mittelalterlicher Legenden um Minnesänger und Heiligenfiguren analysiert Wagner den ewigen Konflikt des modernen Menschen, der innerlich zwischen Sinnlichkeit und Sublimation, Individualität und gesellschaftlichen Zwängen, sexueller Ekstase und körperlicher Entsagung zerrissen ist. Doch wo findet der Mensch Halt, wenn alle Fesseln gesprengt, alle Überzeugungen hinterfragt und alle Grenzen überschritten wurden?

PREMIERE: Sonntag, 31.03.2024 Badisches Staatstheater Karlsruhe, 17.00, weitere Vorstellungen:
Termine und Infos unter: www.staatstheater.karlsruhe.de