Sein weltoffener und zugleich prüfender Blick erfasste Motive, die das Weltgeschehen und seine Gegensätze bis heute einzigartig widerspiegeln. Mit Elliott Erwitt (1928–2023) präsentiert die Städtische Galerie Karlsruhe einen Fotografen, der sich mit seinen ikonischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen im kollektiven Bildgedächtnis verewigt hat. Über 180 Arbeitsabzüge des renommierten Magnum-Fotografen aus den 1950er- bis 1980er-Jahren zeigen in der Ausstellung „Elliott Erwitt. Vintages“ ein Kaleidoskop aus Zufällen, Bildikonen und skurrilen Momentaufnahmen.
In fünf Kapiteln blickt die SGK auf das umfangreiche und humorvolle Werk des Magnum-Fotografen Elliott Erwitt. Ausgangspunkt sind dabei wenige Aufnahmen „Made in Karlsruhe“ aus den 1950er-Jahren, die der Fotograf während seiner Stationierung im Rahmen seines Militärdienstes für die U.S. Army in der Fächerstadt einfing. Die bisher nur selten oder noch nie gezeigten Fotografien zeigen Straßenszenen aber auch Einblicke in ein vergangenes Karlsruhes und offenbaren Erwitts Talent, persönliche aber auch universelle Geschichten in seinen Motiven zu erzählen.


Straßenszenen mit Witz
Barcelona, Pisa, Paris, London, Częstochowa und Moskau, aber auch Guatemala, Puerto Rico und Japan. Die Stationen auf Erwitts Reisen sind unzählig und nicht immer konkreten Städten zuzuordnen. Dabei entstehen zahlreiche sozialdokumentarische Momentaufnahmen wie beispielsweise eine Truppe musizierender Jugendlicher in San Miguel de Allende in Mexiko.


Alltagsgeschichten mit ungewöhnlicher Perspektive
Einen hechelnden Chihuahua und adrette Sandalen mit Keilabsatz in Szene zu setzen, ist offenkundig nur eine Frage der Perspektive. In „USA, NYC“ (1946) begibt sich der Fotograf auf Augenhöhe mit dem Hund und lässt den Ausschnitt für das Ganze sprechen. Unzählige Schnappschüsse dieser Art erzählen kleine Alltagsgeschichten und offenbaren sein Gespür für das rechte Maß in der Bildkomposition. „Man sagt mir, ich verstünde mich darauf, Fotos zu machen, die auf dieselbe Weise witzig sind wie Wortspiele“, so Elliott Erwitt. Oft lösen die Fotografien ein Schmunzeln beim Betrachten aus und geben ein feines Gespür für die absurden, komischen, tragischen und poetischen Augenblicke des Alltags wieder. Ungarische Mädchen im gemeinsamen Gänsemarsch mit den Tieren, ein Moped-fahrender Hund oder Museumsbesucher*innen vor leerem Bilderrahmen: Elliott Erwitts unverkennbares Markenzeichen ist es, diese ulkigen Blicke auf das Leben der Anderen in eindrucksvolle Dokumente der Zeitgeschichte zu überführen.


Dokumentation des sozialen Miteinanders
Es sind alltägliche Szenen auf der ganzen Welt, die Erwitts Perspektive auf das soziale Miteinander dokumentieren. Ein bei einem Spaziergang zurückblickendes Kind in Versailles, Volleyballspielen am Strand von Rio de Janeiro oder sechs Männer in Rückenansicht, die wiederum das Straßenleben in Saint-Tropez beobachten. Wie kaum eine andere Person beherrscht Erwitt die Kunst, mit der Kamera in scheinbar beiläufigen Szenen den besonderen Moment festzuhalten. Im Fokus steht dabei die Interaktion zwischen Bekannten, Freunden und Fremden wie in der Fotografie „Lost Persons Area“ deutlich wird. Vier sich offenkundig fremde Frauen haben sich an einem Ort versammelt und warten allein, aber in Gesellschaft darauf, wiedergefunden zu werden.
Weitere Info: Das Museum stellt eine Ausstellungswand für die Schnappschüsse der Besucher*innen zur Verfügung, die in ihren Aufnahmen die persönliche Sicht auf Erwitts Arbeiten widerspiegeln sollten. Auch Kinder und Familien kommen nicht zu kurz: in der eigens eingerichteten Kid’s Zone können Kinder aus ihrer Perspektive Kunst spielerisch erleben und entdecken. Zur Ausstellung liegt der Katalog „Elliott Erwitts New York“ vor. Der Preis an der Museumskasse beträgt 49,90 €. Darüber hinaus vielfältiges Begleitprogramm zur Ausstellung zu finden Sie unter: www.staedtische-galerie.de
Städtische Galerie Karlsruhe, Lorenzstr. 27, 76135 Karlsruhe, Tel. +49 (0)721 133 4401/ 4444
Die Städtische Galerie ist das Kunstmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst der Stadt Karlsruhe. In einem der größten Industriedenkmäler Deutschlands mit einer einzigartigen Architektur zeigt sie Wechselausstellungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, begleitet von Präsentationen aus der eigenen Sammlung. In diesem Dialog gibt sie einen breit gefächerten Überblick über die Kunst von der Moderne bis in die Gegenwart.
Weitere Informationen unter www.staedtische-galerie.de/museum