Bach meets Lateinamerika

»Bach und Lateinamerika« ist das Motto des ersten Internationalen Bachfests Stuttgart, das vom  9. bis 23. März 2025 Premiere feiert. Das größte Klassikfestival der Landeshauptstadt verbindet künftig jährlich rund um den Geburtstag des Namenspatron, hochrangige Konzerte, die von einer Nachwuchsakademie für Alte Musik begleitet werden.

Ballet Folclórico del Perú © Patric Leo

15 Tage lang bringt das Internationale Bachfest Stuttgart im März 2025 Ensembles und Solisten sowie die Profis von morgen aus sämtlichen Kontinenten zu einem Festival mit internationalem Flair nach Stuttgart. Das Festival wird von der Internationalen Bachakademie Stuttgart unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann veranstaltet und wirft Schlaglichter auf die reiche lateinamerikanische Musikgeschichte. Dabei will es Verflechtungen der Neuen und der Alten Welt – von der Kolonialisierung bis zur Globalisierung hörbar machen.

Hans-Christoph Rademann © Martin Förster

Zu erleben sind große Oratorien wie intime Kammerprogramme, Gesang, Instrumentalmusik und Tanz. Neben dem klassischen Abendkonzert locken vielfältige Formate wie Matineen, Mittags- und Nachtkonzerte, eine Geburtstagsparty für Johann Sebastian Bach, Film und Mitmachangebote für Kinder, Ausstellungsführungen, Gottesdienste und Gespräche.
Die Internationale Bachakademie Stuttgart trägt das Wort »international« nicht umsonst in ihrem Namen. Seit ihrer Gründung pflegt sie nicht nur musikalische Kontakte in der ganzen Welt, lädt MusikerInnen nach Stuttgart ein, sondern reist auch im Rahmen von Tourneen in viele Teile der Erde. Einen besonderen Schwerpunkt dabei bildet Südamerika. Bereits unter seinem Gründer und langjährigen Leiter Helmuth Rilling hatten dort viele Konzerte und musikalische Akademien stattgefunden. Dies führt Dirigent und Akademieleiter Hans-Christoph Rademann und sein Ensemble, die Gaechinger Cantorey, engagiert fort und so fanden seit 2018 auch bereits wieder zwei Konzerttourneen durch Südamerika statt. Stationen waren u.a. Brasilien, Uruguay und Argentinien. Neben Konzerten gab es Meisterkurse in São Paulo und Aktionen mit der Musikschule der Associação Comunitária Monte Azul, einer Nichtregierungsorganisation im Bereich Sozialarbeit. Vor diesem Hintergrund lag es mehr als nahe, auch das erste Bachfest-Thema in Stuttgart unter diese besondere Verbindung zu stellen.

Gaechinger Cantorey mit Hans-Christoph Rademann © Martin Förster
JSB Ensemble © Holger Schneider

Neben vielen Gästen werden die Ensembles der Bachakademie, die Gaechinger Cantorey und das Junge Stuttgarter Bach Ensemble, kurz JSB Ensemble, das Festivalprogramm maßgeblich mitgestalten und prägen. Die Gaechinger Cantorey wurde 2016 von Hans-Christoph Rademann als Originalklangensemble aus Chor und Orchester neu gegründet. Unter seiner Leitung eröffnet sie das Bachfest mit der Matthäus-Passion (9. März).

Programm-Höhepunkte

Das Bach Consort Wien unter seinem argentinischen Leiter Rubén Dubrovsky bringt Madrigale von Monteverdi und Villancicos von dessen mexikanischem Zeitgenossen Gaspar Fernández in einen Dialog (13. März). „La Grande Chapelle“ aus Spanien stellt Sakralmusik des 17. Jahrhunderts aus den Kathedralen Mittelamerikas vor (20. März). »Mozart y Mambo« nennen Sarah Willis, Hornistin der Berliner Philharmoniker, und das Havana Lyceum Orchestra ihre einmalige Mischung von Wiener Klassik und populärer Musik aus Kuba (22. März). Musik aus dem Huehuetenango-Liederbuch aus Guatemala kann man mit dem Sänger Jonatan Alvarado und Ariel Abramovich am Zupfinstrument Vihuela erleben (15. März). Für sein Liedprogramm »Pajarillos fugitivos« greift Alvarado dann selbst zur Barockgitarre (16. März). Zur »Fiesta Peruana« lädt das Ensemble Los Temperamentos am gleichen Tag: Es hat aus einem peruanischen Archiv den Codex Martínez Compañón (1782-85) rekonstruiert und präsentiert ihn zusammen mit Tänzerinnen und Tänzern des Ballet Folclórico Nacional del Perú in authentischen Choreografien und Originalkostümen. Regisseur Yves Goulart hat einen Film über den brasilianischen Tenor Aldo Baldin gedreht und stellt ihn im Atelier am Bollwerk vor (23. März).

Lucile Boulanger © Alix Laveau

Die Nachwuchsakademie für Alte Musik ist ein wichtiger Bestandteil des Festivals. Nach einer intensiven Studienwoche in der musikalischen Landesakademie in Kloster Ochsenhausen wird es drei Konzerte geben, die das Erarbeitete präsentieren werden: Kathy Saltzman Romey dirigiert Vokalwerke von J. S. Bach und aus Lateinamerika (14. März), Jos van Veldhoven leitet die Choralkantate BWV 96 und die A-Dur-Messe BWV 234 (15. März), Hans-Christoph Rademann steht am Pult beim Oster- und beim Himmelfahrtsoratorium (17. und 18. März). Öffentliche Proben in der Stuttgarter Musikhochschule ermöglichen darüber hinaus Einblicke in die musikalische Arbeit (14.-20. März).
Beim Abschlusskonzert stehen die Profis und der Nachwuchs, Gaechinger Cantorey und JSB Ensemble, gemeinsam auf der Bühne und musizieren Händels Feuerwerksmusik und seine Coronation Anthems (23. März). Noch mehrfach sind die beiden Ensembles im Festival anzutreffen: das Orchester der Gaechinger Cantorey mit Sinfonien und Konzerten dreier Bach-Söhne (12. März), die Teilnehmenden am Meisterkurs in einer Liedmatinee (16. März), ebenso beim Mitmachkonzert wie beim Bach-Geburtstag mit Musik und Tanz.
Über »Bach (Re)Inventions« improvisiert das Moisés P. Sánchez Trio bei Jazz in der Dürnitz (17. März). Orgelwerke von Bach interpretieren Studierende in der Orgelsammlung der Musikhochschule (18. März), Gambe solo zelebriert Lucile Boulanger beim Nachtkonzert mit Musik von Karl Friedrich Abel und J. S. Bach (22. März).

Los Temperamentos © Marco Moog
Sarah Willis © Sebastian Haenel

Der jährliche Bachfest-Termin schließt jetzt und künftig natürlich immer auch den Geburtstag seines Namenspatrons mit ein: Am 21. März wird Johann Sebastian Bachs 340-igster im Wizemann mit Musik, Tanz und Drinks ausgiebig gefeiert. Die jungen Künstlerinnen und Künstler des JSB Ensembles geben Highlights aus ihren Programmen zum Besten, Leticia Moreno & Friends reisen mit Violine und Bandoneon musikalisch von Köthen bis Buenos Aires, bevor der Abend in eine Party mit Tango und dem argentinischen Tanzpaar Diana & Juan mündet.

Beteiligt am Festival sind zahlreiche Institutionen der Stadt wie die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (HMDK), das ethnologische Linden-Museum, das Landesmuseum Württemberg, die Stadtbibliothek und die Staatsgalerie Stuttgart, die Stuttgarter Philharmoniker und die Arthaus Kinos. Die Veranstaltungen finden in der Liederhalle, im Theaterhaus und im Wizemann, in den Kirchen und Museen Stuttgarts statt.

Begleitprogramm

»Zur Sprache gebracht« lädt zu sechs Veranstaltungen mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis. An den Wochenenden gibt es musikalische Gottesdienste in den evangelischen und katholischen Hauptkirchen der Stadt sowie Themenführungen u.a. in der Staatsgalerie Stuttgart.

Weitere Informationen:
www.bachfest-stuttgart.de, www.bachakademie.de
Karten: Tel. 0711 / 619 21 61, www.easyticket.de