Romeo & Julia

Das Badische Staatstheater präsentiert einen Klassiker der Tanzgeschichte mit Live-Orchester: Romeo und Julia. Wer kennt sie nicht: die berühmte Liebesgeschichte von William Shakespeare. Schauplatz ist die italienische Stadt Verona. Im Mittelpunkt stehen zwei verfeindete Familien, deren Kinder sich gegen alle äußeren Widerstände unsterblich ineinander verlieben und am Ende einen tragischen Tod finden. Das Badische Staatsballett wählte für seine tänzerische Interpretation des Stoffs eine neue und ungewöhnliche Erzählperspektive und entschied sich für die Choreografie von Jean-Christophe Maillot und dessen Kreation für seine eigene Compagnie Les Ballets de Monte-Carlo.


Die zeitlose Deutung durch den französischen Starchoreografen, so tanzgewaltig wie psychologisch fein gezeichnet, zählt zu den wichtigsten Tanzinszenierungen dieses Stoffes am Ende des 20. Jahrhunderts. Sie ist, ebenso wie die hochemotionale, fesselnde Musik von Sergej Prokofjew, bereits selbst zum Klassiker geworden, der weltweit auf dem Spielplan großer, renommierter Ballettcompagnien steht. Die Produktion feierte im April 2025 ihre Karlsruher Erstaufführung und steht noch einige Male bis Sommer in dieser Saison auf dem Spielplan. Romeo und Julia markiert für das Staatsballett Karlsruhe auch den Auftakt zu einem neuen Programmschwerpunkt – mehr Handlungsballette sollen künftig unter der neuen Leitung von Ballettdirektor Raimondo Rebeck auf dem Spielplan stehen.
Worin liegt das Besondere an der Stückgestaltung von Jean-Christophe Maillot? Er gestaltet seine Choreografie als lebendigen Dialog zwischen Tradition und Avantgarde, zwischen klassischem Spitzentanz und modernem Tanztheater – sein Bewegungsvokabular ist fließend und emotional, voller Tempo. Tanzgewaltig und voller psychologischer Tiefe – erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Pater Lorenzo, der die Geschichte noch einmal durchlebt und verzweifelt darüber ist, wie seine guten Absichten – das Liebespaar zu retten – am Ende doch in die Katastrophe führen.

Die Erzählung wird durch eine raffinierte Bühnenbildgestaltung von Ernest Pignon-Ernest unterstützt, der als erster einer langen Reihe von Zusammenarbeiten mit Jean-Christophe Maillot fungiert. Das Bühnenbild ist auf das Wesentliche reduziert – zeitlos und in keiner Epoche oder an einem bestimmten Ort verortet. Alle überflüssigen „Accessoires“ wurden entfernt. Die Kostüme folgen dieser Ästhetik mit Anklängen an die Epoche der italienischen Renaissance.


Prokofjews Bühnenmusik hatte es zunächst nicht leicht. Beim Bolschoi Ballett galt sie sogar als untanzbar. Vielleicht mag es aber auch politische Gründe für die anfängliche Ablehnung gegeben haben – Prokofjew war hierfür erstmals wieder aus seinem Exil aus dem Westen nach Russland zurückgekehrt. Erst die russische Erstaufführung in Sankt Petersburg bereitete der Partitur den verdienten Weg zum Welterfolg. Seine Komposition wechselt zwischen klassisch, lyrisch und brachial bis grotesk – Leitmotive für Personen und Stimmungen gestalten den Fortlauf – in einen Moment rollt das große Orchester einen romantischen Klangteppich aus, um im nächsten Moment in dunkle Melancholie und aufwühlende Dramatik zu verfallen.

Weitere Info und Karten: www.staatstheater.karlsruhe.de
Bühnenbild und Requisiten von Ernest Pignon-Ernest und Kostüme von Jérôme Kaplan sind Originalanfertigungen für Les Ballets de Monte-Carlo.

Alle Fotos: Admill Kuyler / Badisches Staatstheater Karlsruhe