Marie Luise Kaschnitz

Im südbadischen Bollschweil gibt es eine literarische Dauerausstellung der Georg-Büchner-Preisträgerin. Eröffnet wurde sie anlässlich ihres 40. Todestag (1901–1974). So erhielt eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen in eben jenem Dorf einen Erinnerungsort, das für die Vielgereiste eine »Herzkammer« der Heimat war und dem sie in »Beschreibung eines Dorfes« auch ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Von 1917 bis 1922 verbrachte die Autorin im Bollschweiler Familiengut ihre Jugendjahre.

Ihr Leben lang kehrte sie immer wieder, manchmal monatelang, hierhin zurück. Sie heiratete in Bollschweil, erwartete hier die Geburt ihrer Tochter, und hier wurde sie an der Seite ihres Mannes auf dem Dorffriedhof begraben. Im Jahr 1967 erhielt sie von der Gemeinde die Ehrenbürgerschaft – eine Auszeichnung, über die sich Kaschnitz ganz besonders freute.



Die Rolle des Dorfes in ihrem Werk und in ihrem Leben wird in der Ausstellung anhand von les- und hörbaren Dokumenten kenntlich, aber auch durch eine Verfilmung der »Beschreibung eines Dorfes«, in der die Dichterin ihren Text an Originalschauplätzen liest. Unter dem Titel »›Herzkammer der Heimat‹. Marie Luise Kaschnitz in Bollschweil und andernorts « widmet sich die Ausstellung aber auch den anderen Orten, die Kaschnitz besucht oder in denen sie gewohnt hat, darunter Rom, Königsberg, Frankfurt, Potsdam, Berlin und Karlsruhe. Ihr gesamtes literarisches Werk zeugt davon, wie unmittelbar und gleichsam körperlich sich die Dichterin auf die zahlreichen Orte ihres Lebens einlassen konnte. Mit ihrer großen Offenheit, ihrer Neugier und Wachheit war sie, die mitunter Spröde und scheinbar Unnahbare, auch an fremder Stätte nie unbehaust.


Weitere Informationen: Rathaus Bollschweil, Hexentalstraße 56,
79283 Bollschweil, Tel. 0 76 33/ 5 10-0, www.bollschweil.de,
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr, Di.14-16 Uhr und
Do. 16 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Kaschnitz Zimmer, Foto: Gemeinde Bollschweil;
Marie Luise Kaschnitz, 1965