„Bauen für eine offene
Gesellschaft –
Günter Behnisch 100“

Wie kein anderer Architekt vermochte es Günter Behnisch, den Wesenskern freiheitlicher, demokratischer und humaner Grundsätze in Gebautes zu übersetzen: Olympiapark 1972 in München, Plenarsaal in Bonn 1992, sowie mehr als 70 innovative Schulbauten stehen für ein neues demokratisches Selbstverständnis auch in der Baukultur nach 1945. Viele seiner Entwürfe wurden in Baden-Württemberg und Stuttgart
realisiert. Höchste Zeit also, dessen Lebenswerk hier in Form einer Ausstellung zu würdigen.

Landesgirokasse am Bollwerk,heute LBBW (Fertigstellung 1997), Innenhof nachts, Foto: Martin Schodder

Am 12. Juni 2022 wäre der Stuttgarter Architekt Günter Behnisch (1922–2010) hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass plant die Architektenkammer Baden-Württemberg die Ausstellung „Bauen für eine offene Gesellschaft – Günter Behnisch 100“, eine umfassende Schau zu Leben und Werk des „Baumeisters der Demokratie“ und seines in unterschiedlichen Partnerschaften wirkenden Büros.

Die von ihm geschaffenen Gebäude, bei denen er „Freiheit in gläsern-luftige Formen“ brachte, prägten das Bild von Deutschland in der Welt. Hierzu trug insbesondere das von der Architektengruppe Olympiapark im Büro Behnisch & Partner anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 von 1967 bis 1972 erstellte Olympiagelände in München bei, wo das von Frei Otto für die Weltausstellung 1967 in Montreal konzipierte „schwebende Dach“ weiterentwickelt wurde. Foto: adobe stock

Behnischs Bauten – so die Ausstellungsmacher – stehen für eine spezifisch baden-württembergische Architekturhaltung, die ganze Generationen von Architektinnen und Architekten verinnerlicht und weit über Stuttgart und Baden-Württemberg hinausgetragen haben. Daran gelte es anzuknüpfen und das Thema Architektur weiter in die Gesellschaft hineinzutragen. Die Jubiläumsausstellung in Stuttgart wird in einem Gebäude in der Nähe der Theaterpassage, mit Nähe zum Schlossgarten zu sehen sein. Die Ausstellungsebene wird dafür auf den Rohbau zurückgebaut und in Art eines Pop-Ups für zwei Monate zum Ausstellungsraum umgebaut.

27. Juli – 3. Oktober 2022, Königstraße 1c, Stuttgart
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 10 bis 20 Uhr,
Sonn- und Feiertag 15-19 Uhr
Aktuelle Veranstaltungen und Führungen unter:
www.guenterbehnisch.com

Günter Behnisch Foto: Behnisch & Partner/ Christian Kandzia
Günter Behnisch stammt aus Dresden. Nach dem 2. Weltkrieg
studierte er an der Technischen Hochschule Stuttgart Architektur und arbeitete im Anschluss im Architekturbüro von Rolf Gutbrod in Stuttgart. 1952 gründete Behnisch in Stuttgart sein eigenes Büro,
später wurde daraus die Architektengruppe Behnisch & Partner. 1989 gründete sein Sohn Stefan Behnisch ein Zweigbüro in Stuttgart, das 1991 eigenständig wurde und inzwischen unter dem Namen
Behnisch Architekten weltweit agiert. Von 1967 bis 1987 war er Professor an der Technischen Universität Darmstadt sowie gleichzeitig Direktor des dortigen Instituts für Normgebung.1982 wurde Behnisch Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und 1984 zum Ehrendoktor der Universität Stuttgart ernannt. 1996 wurde er zum Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste berufen, deren Klasse Baukunst er bis 2000 leitete.
Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet:
1972 Großer Architekturpreis des Bundes Deutscher Architekten (BDA)
1984 Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart
1993 Hans-Molfenter-Preis der Stadt Stuttgart
1997 Bundesverdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland