Lionel Martin

Immer wieder kommt es vor, dass wir Informationen zu jungen Talenten bekommen, die uns neugierig machen. Der Name Lionel Martin ist wieder einmal ein solcher, der in letzter Zeit die Musikwelt im wahrsten Sinne des Wortes zum „Aufhören“ bringt. Höchste Zeit also den jungen Musiker in arsmondo vorzustellen.

Foto @ Matthias Matthai

Lionel Martin, 19 Jahre jung, ist in Tübingen aufgewachsen und gehört zu den derzeit aufsehenerregendsten jungen Musik-Talenten. 2021 wurde er von SWR2 zum New Talent gewählt, einem Förderprogramm des Senders für den jungen Klassiknachwuchs, der vor allem mit Konzerten, Studioproduktionen, Radiosendungen und mehr unterstützt.

Aufhören ließ dann auch uns in der Redaktion jüngst eine SWR2-Sendung mit dem jungen Musiker und entsprechend unserer Profession begannen wir im Nachgang zu recherchieren. Wir wollten mehr wissen und natürlich vor allem mehr hören von Lionel Martin. Google und Youtube sei Dank, ist das heutzutage in kürzester Zeit möglich, und so konnten wir viral einen jungen Mann kennenlernen, der nicht nur exzellent Cello spielt, sondern dazu auch noch herrlich normal durchs Leben geht.
So sieht man in beispielsweise im heimischen Wohnzimmer in Tübingen gemeinsam mit seinem Bruder, dem Pianisten Demian Martin proben. Und sofort wird klar, welch außergewöhnliche Töne, Klänge und Technik einem da gerade begegnet. Die beiden Brüder treten auch gemeinsam auf. Natürlich wären sie nicht immer einer Meinung beim gemeinsamen Musikmachen und bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben, aber natürlich sei es ganz wunderbar, denn man kenne sich schließlich von klein auf in und auswendig. In einer nächsten Einstellung sieht man Lionel Martin dann in der Küche Gemüse schnippeln und in der Pfanne anbraten– Angst sich dabei die wertvollen Finger zu verletzen – keine Spur. Er sei, so Martin, schon immer locker mit allem umgegangen – seine Kindheit habe er ganz normal mit Schule, Sport und Freunden verbracht. Klar habe er auch Cello geübt, es aber nie als besondere Bürde empfunden. Man erfährt, dass er die ersten beiden Lebensjahre in Perth, Australien verbrachte und im Alter von 5 Jahren mit dem Cellospiel an der Tübinger Musikschule bei Joseph Hasten anfing, der ihn noch heute musikalisch begleitet.
Sein Spiel ist brillant und gleichzeitig hoch emotional, die Interpretation erstaunlich reif und scheinbar gänzlich mühelos bewältigt er technisch schwierige Passagen. Beim Wettbewerb „Jugend Musiziert“ als räumte er bereits zahlreiche erste Bundespreise mit der Höchstpunktzahl in der Kategorie Violoncello solo ab. Kein Wunder also, dass er bereits seit 2020 als Jungstudent an der Zürcher Hochschule der Künste bei Prof. Thomas Grossenbacher eingeschrieben ist.

Foto @ Hernach Jung

Schnitt- man sieht Lionel Martin am Schreibtisch – er muss für das Abitur lernen, aber auch das, so sagt er, müsse derzeit nebenher gehen: Denn sein Konzertkalender ist derzeit ziemlich voll! Mathematik und Naturwissenschaften interessieren ihn – vielleicht ein wenig Familienerbe – denn die Eltern sind beide Mediziner. Er und sein Buder wären relativ früh selbstständig gewesen.
Nach seinem musikalischen Weg befragt, packt ihn immer noch ein etwas ungläubiges Staunen und fügt ganz bescheiden hinzu: „Natürlich freue ich mich wahnsinnig über die viele Aufmerksamkeit, die Preise und die Chancen,“ und darüber, dass es so viele wichtige Menschen in der Klassikwelt gibt, die ihn so tatkräftig auf seinem Weg begleiten würden. Dazu gehören auch wichtige musikalische Anregungen durch Unterricht bei Größen wie Lynn Harrell, Martti Rousi, Jens Peter Maintz, Jan Vogler sowie Yo-Yo Ma. Seit 2017 ist Lionel Martin außerdem Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung, eine Auszeichnung, über die sich der junge Musiker ganz besonders freut: Denn mit einer Musikerpersönlichkeit wie Anne-Sophie Mutter gemeinsam auf der Bühne zu stehen, sind definitiv mit nichts zu vergleichende Erfahrungen!

Dass Lionel Martin nicht nur sein Instrument fantastisch beherrscht, sondern auch über Musik reden kann zeigte er beim Musikwettbewerb „Ton & Erklärung 2022“ des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft und erhielt ein stolzes Preisgeld von 10.000 €. Mit Dmitrij Schostakowitschs erstem Violoncello-Konzert setzte sich das SWR2 New Talent als jüngster Teilnehmer gegen etliche Mitbewerberinnen und Mitbewerber durch. 2019 wurde Lionel für den „Prix Young Artist of the Year“ beim Festival der Nationen in Bad Wörishofen nominiert, bei dem er mit dem Festivalorchester die berühmten Rokoko-Variationen von Tschaikowsky spielte und sie dann auch in der Liederhalle mit den Stuttgarter Philharmonikern unter der Leitung von Dan Ettinger aufführte.
Auch die Pandemiezeit verbrachte Lionel Martin im wahrsten Sinne des Wortes spielend: 2020 war er zusammen mit seinem Bruder Demian Gast bei Daniel Hopes Show Hope@Home, die von ARTE übertragen wurde. Außerdem wirkte er bei Anne-Sophie Mutters Benefizkonzerten in Kirchen und Altersheimen mit, deren Spenden an den Nothilfefonds der Deutschen Orchester-Stiftung für selbstständige Musiker gehen.

Der bereits heute vielfach ausgezeichnete Cellist Lionel Martin ist ein faszinierendes Ausnahmetalent, das man neben seinen musikalischen Leistungen auch persönlich ganz einfach sofort ins Herz schließen muss!

Die nächsten Konzerte und viele Infos:  www.lionel-martin.com
Hören Sie selbst! In dieser Playlist finden Sie alle SWR Musikproduktionen, die im Rahmen seiner Förderung bereits entstanden sind.