Er gehört zu den bekanntesten und wichtigsten deutschen Künstlern der Gegenwart: Anselm Kiefer. Längst ist er und seine Kunst in der Welt zuhause, seinen Lebensmittelpunkt hat er in Frankreich gefunden. Wie sehr er sich aber nach wie mit seiner Heimat verbunden fühlt, stellt er mit der Neueröffnung von „Haus Kiefer“ in Rastatt-Ottersdorf unter Beweis – dort hat er sein früheres Elternhaus hat er kernsaniert. Seit einigen Monaten kann das Kleinod besucht werden. Die Eröffnungsausstellung zeigt frühe Werke und Werke aus Kindheit und Jugend des Künstlers.


Anselm Kiefer, geboren 1945 in Donaueschingen, dessen Vater Lehrer in Ottersdorf war, wohnte in diesem Haus von 1951 bis 1957, bevor die Familie nach Rastatt-Niederbühl umzog. Das ehemalige Schulhaus wurde 1875 erbaut und nach dem Umzug der Schule 1936 in Lehrerwohnungen umgewandelt. 2019 erwarb Kiefer sein Ottersdorfer Elternhaus, um es zu restaurieren und für Ausstellungen zu öffnen. Das Haus wurde so zurück gebaut, wie er es in seiner Kindheit erlebt hat.

Die Eröffnungsausstellung zeigt Werke aus den 70er und 80er Jahren, als Kiefer in seinen Ateliers in Hornbach und Buchen im Odenwald arbeitete. Zu den Schlüsselwerken der Ausstellung gehören Resumptio (1974), Engel (1977) und Dein aschenes Haar, Sulamith (1981), die bereits im Israel Museum in Jerusalem, im Musée d’Art Moderne de la Ville Paris, in der Royal Academy of Arts in London und im Centre Pompidou in Paris gezeigt wurden. In diesen frühen Werken sind zentrale Themenkreise angelegt, die im künstlerischen Oeuvre von Anselm Kiefer bis heute immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt wurden: Landschaft, Geschichte, Mythologie und Poesie, Gedichte von Paul Celan, Victor Hugo und Walther von der Vogelweide.


Zu sehen sind auch einige Landschaftsgemälde die mit „Für Julia“ signiert sind. Diese hat er seiner ersten Frau Julia gewidmet, mit der er 1971 in den Odenwald gezogen ist. Leitmotivisch zieht sich durch Kiefers Arbeiten die große Ambivalenz zu vielen Themen, die er künstlerisch verarbeitet dazu gehört sein tiefes Hinterfragen was die Rolle des Künstlers und die von Kunst sei, und was sie versinnbildlicht. Geschichtliche Ereignisse wie der 2. Weltkrieg und das ewige Thema Religion bgleiten ihn ebenfalls durch sein Leben. So scheint zum Beispiel in dem Werk „Resumptio“ aus dem Jahr 1974 ( in der Ausstellung zu sehen) ein geflügeltes engelsgleiches Symbol von einem Grab aufzusteigen. Ein Zeichen der Hoffnung. Der Titel des Bildes verbindet das Wort resurrectio, die Auferstehung Christi, mit assumptio, der Himmelfahrt Marias und verheißt Auferstehung durch die Kunst.
Am 8. März 2025 feierte Kiefer seinen 80. Geburtstag. Wie könnte man sich schöner selbst beschenken als mit einer Erinnerung, die den Weg in die Wirklichkeit gefunden hat.
Weitere Info: www.haus-kiefer-rastatt.de, Eintrittskarten für Besuche sind nur online vorab buchbar.
Tipp: Der Film ANSELM – Das Rauschen der Zeit (2023) von
Wim Wenders über das Leben und Werk von Anselm Kiefer. Mehrere Szenen des Films wurden im Elternhaus von Kiefer und am nahegelegenen Rheinufer aufgenommen.
Kostenpflichtig abrufbar u.a. bei YouTube und amazon